Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1904) Schopenhauer
Entstehung
Seite
208
Einzelbild herunterladen

Bemerkungen über Schopenhauers Lehre.

ginge. Es passt somit das willensfreie Erkennen zur ästhetischen Auffassung wie die Faust aufs Auge. Aber auch der Zustand, an den Schopenhauer denkt, und der als Begleiter jeder intensiven Thätigkeit er­scheint, deshalb auch die Auffassung des Schönen begleiten kann, ist natürlich nichts weniger als willens­frei. Schopenhauer braucht hier wieder eine Ver­schiebung der Begriffe, einmal meint er unter Willen den Eigennutz, das andere Mal den metaphysischen Willen. Dadurch entsteht begreiflicherweise eine greu­liche Verwirrung. Weil der Mensch, sobald wie er mit ganzer Seele bei der Sache ist, seine Person ver­gisst, soll dann der Wille schweigen, d. h. jemehr der Mensch seinen Willen anspannt, um so weniger hat er davon. In ähnlicher Weise wie mit dem Worte Willen spielt Schopenhauer mit dem Interesse. Interesse­lose Anschauung setzt die Auffassung des Schönen voraus, d. h. es darf weder der Gedanke an den Magen, noch der an den Geldbeutel dazwischen kommen. Die beschränkte Bedeutung von Interesse, die dahin führt, damit den Nutzen, den Zins zu bezeichnen, be­nutzt Schopenhauer, um der ästhetischen Anschauung das Interesse überhaupt, d. h. die Theilnahme am Gegenstande abzusprechen, d.h. geradenwegs Unsinn zu sagen. Schopenhauer geht soweit, zu behaupten, ein Object sei nur dadurch dem Individuum interessant, dass es Beziehungen zu seinem Willen, d. h. zu seinem Leibe habe. Die einzige Ausnahme soll die Anschauung des Schönen sein. Er hätte noch hinzufügen müssen, die Hauptsache beim Schönen sei die, dass es nicht