En
m=
Bemerkungen über Schopenhauers Lehre.
L—
folgt er im Grunde nur die Beziehungen der Dinge zu seinem Willen! Dazu kommt, dass Schopenhauer dem Genie ein abnormes Maass von„Erkenntnisskraft“ zuschreibt, ihm eine abnorme Unruhe und Strebsamkeit, ein immer unbefriedigtes Verlangen beilegt, und dann den Genialen und den Willensmenschen zu Gegensätzen macht, obwohl er immer versichert, Kraft und Verlangen seien nichts als Wille. Für den Unbefangenen kann es gar nicht zweifelhaft sein, dass Schopenhauers willensfreies Erkennen gerade das ist, wobei der Wille am allermeisten betheiligt ist. Der recht Anschauende und der recht Schaffende sind eben mit ganzer Seele und mit allen Kräften bei der Sache, und gerade weil sie ihren ganzen Willen anf die Sache richten, bleibt scheinbar nichts für die Person übrig. Die grösste Anstrengung, die die meiste Ermüdung hinterlässt, ist das geistige Schaffen, mag es sich um ein Bild oder um die Auffindung neuer„Relationen“ handeln. Ja, das blosse Sehen und Insichaufnehmen kann so sehr Arbeit sein, dass es müder macht als Holzhacken. Es ist merkwürdig, ja eigentlich unbegreiflich, dass Schopenhauer über so einfache Dinge wegsehen konnte. Vielleicht hat ihm bei seinem Gegensatze zwischen willensfreier und gewöhnlicher Thätigkeit der zwischen dem Unbewussten und dem Absichtlichen vorgeschwebt. Auf jeden Fall hat er sich durch seine Formulirung die Einsicht in manche wichtige Beziehungen versperrt. So scheint ihm gänzlich der Zusammenhang zwischen dem Schönen und der geschlechtlichen Erregung zu entgehen. Er stellt sich so an, als hätte die letztere