Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1904) Schopenhauer
Entstehung
Seite
217
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Ueber das vierte Buch.

jede Veränderung einer unendlichen Reihe von Ur­sachen und Wirkungen angehöre, dass nach der Ursache die Wirkung nothwendig eintreten müsse, Woher weiss er das alles? Nach seiner eigenen Lehre, ist die Causalität ein Leitfaden des Verstandes, ver­möge dessen der Verstand bei einer Empfindung vor­aussetzt, sie müsse eine Ursache haben. Nicht mehr und nicht weniger. Auf welche Weise aber aus diesem Instincte jenes präcise Gesetz herauszuziehen sei, das sagt Schopenhauer nicht. Könnte man ihn fragen, so würde er vielleicht antworten: ich fühle mich bei reiflicher Ueberlegung genöthigt, die Causalität so auf­zufassen, wie oben geschehen; wenn ich aber nicht anders kann, so handelt es sich um eine Erkenntniss a priori. Es ist ersichtlich, dass diese subjective Nöthigung jedem Irrthume die Thüre öffnet, denn niemand kann sagen, auf welche Weise sie entstanden ist. In der That ist das von Schopenhauer formulirte Gesetz der Causalität ganz sicher kein ursprünglicher Besitz des Geistes, sondern die wissenschaftliche Er­fahrung hat spät dazu geführt, es SO ZU fassen, weil so allein eine widerspruchlose Anordnung der Erfah­rungen möglich war. Wollte jemand einwerfen, dass doch Schopenhauers Gesetz der Causalität unmittelbar als wahr empfunden werde, dass ihm unser Geist sozusagen entgegenkomme und es als ihm conform anerkenne, so möchte das hingehen, doch ist gewiss auf solche Gefühle nicht viel zu geben. Die Haupt­sache ist, dass das Gesetz sich thatsächlich bewährt und durch unzählige Erfahrungen einen von der Ge­