Kunſtgeſchichtliche Überſicht. XLIII
Beachtenswerte Bürgerhauſer bietet wiederum lediglich Prenzlau in einigen wenigen Beiſpielen, ſo fuͤr das Mittelalter den Giebel vom Hauſe Am Markt 472, für die Spaͤtrenaiſſance ein Haus in der Scharrenſtraße, für die Barockzeit etwa drei weitere.
Der buͤrgerliche Fachwerkbau iſt ſowohl an Zahl wie an konſtruktiver Bedeutung ohne Belang. Der Typ der Bauernhaͤuſer iſt wenig bezeichnend und ſtark verwiſcht; die einzige bemerkenswerte Laube beſitzt das Gaſthaus zu Milow.
Die mittelalterliche Befeſtigung iſt in den kleineren Städten faſt ganz verſchwunden, nur Prenzlau hat außer größeren Teilen der Mauer noch einige Weichhaͤuſer und Torbauten bewahrt; fein Mitteltorturm darf ſogar zu den intereſſanteſten feiner Art gerechnet werden.
In die Klaſſe der Denkmäler fallen zwei mittelalterliche Wegekreuze(zu Prenzlau und Ellingen) und vor allem der nur noch in Reſten erhaltene Roland der Kreis hauptſtadt. Dazu kommen einige vaterlaͤndiſche Denkmaͤler neueſter Zeit daſelbſt.
Kirchenausſtattung.
Bedeutend iſt die Ausbeute an Altäàren, namentlich an ſolchen ſpaͤterer Stilrichtung. Doch auch das ſpaͤte Mittelalter hat einen hervorragenden Vertreter in dem Altar der Prenzlauer Marienkirche von 1512. An ihn ſchließen ſich zunaͤchſt einige kleinere Fluͤgelaltaͤre in den Doͤrfern Klinkow und Rittgarten, die den mittelalterlich en Schrein noch in ſeiner Geſamtheit bewahrt haben. In anderen Beiſpielen(wie Wilſickow, Dedelow, Schoͤnwerder) iſt zwar der Aufbau im Sinne der Renaiſſance neu geſtaltet, aber der figuͤrliche Schmuck aus dem Mittelalter beibehalten. Beſonders reiche Beiſpiele finden ſich unter den zahlreichen Spätrenaiſſance-⸗Altaͤren, die in der Mehrzahl als reine Altaraufbauten gehalten ſind; vor allem ſind hier zu nennen der der Prenzlauer Dominikanerkirche, uͤberdies die Altaͤre der Dorfkirchen zu Blindow, Hetzdorf, Holzendorf, Kleptow, Kl. Luckow, Menkin, Nieden, Schmoͤlln. Einfachere Beiſpiele bieten Gruͤnow, Hildebrandshagen und Schönfeld. Kanzelaltaͤre dieſes Stiles find bezeichnenderweiſe erſt nachträglich durch Einfuͤgung der Kanzel an Stelle des Mittelbildes zu ſolchen umgeſtaltet worden(Seeluͤbbe, Prenzlauer Heiliggeiſtkapelle und Sabinenkirche).
Haͤufiger werden die Kanzelaltaͤre in der Barockzeit, wo fie an Zahl den reinen Altaͤren etwa gleichkommen. Nur in wenigen Beiſpielen geht das Übergewicht der Kanzel ſoweit, daß ſie allein nebſt ihren zwei ſymmetriſch angeordneten Seitentreppen den Aufbau uͤber der nackten Menſa ausmacht(Baumgarten, Tornow). Auch dem Stile nach gehen verſchiedene Typen nebeneinander her. In Beginn des 18. Jahrhunderts klingen der Maßſtab des Aufbaus und der Architekturglieder ſowie die Stockwerksteilung noch an die Renaiſſance an, doch tritt ein Unterſchied im Charakter des ſeitlichen Ornaments ein, indem der Akanthus an Stelle des fruͤheren Schmiedeeiſenornaments tritt (Goͤritz, Gollmitz). Bald gewinnt er noch mehr an Ausdehnung, Kraft und Schönheit(Bandelow, Dauer, Schwaneberg, ſowie die feindurchgearbeiteten Reſte des Altars von Berg— holz) und gelangt ſchließlich zu einer Art Überwucherung(Schmarſow, Schwarzenſee, Kutzerow und namentlich Zuͤſedom). Endlich ſiegt die Architektur durch eine bedeutende Steigerung ihres Maßſtabes, Vereinfachung und ſtraffe Haltung des Geſamtaufbaus,