Teil eines Werkes 
Bd. 3, Teil 1 (1921) Die Kunstdenkmäler des Kreises Prenzlau / unter der Schriftl. des Erich Blunck bearb. von Paul Eichholz ...
Entstehung
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14 J

70 Grünow= Güſtow.

ausgebildet und mit ahnlichen Saͤulchen beſetzt. Die Weſtempore iſt in ihren Rundbogen­fullungen mit einer langen Reihe von Standfiguren Chriſti, der Apoſtel und Evan geliſten geſchmuͤckt, die in Auffaſſung und Formgebung den Malereien an Altar und Kanzel naheſteh en.

Fünf Figuren von einem älteren Altaraufſatz ſowie ein Taufengel befinden ſich jetzt im Muſeum zu Prenzlau.

Zwei einfache Meſſingkronleuchter von ſchweren Formen für 12 Kerzen. 17. Jahrhundert.

Eine Meſſingtaufſchuüſſel(Abb. 57, vermutlich aus dem 17. Jahrhdt, mit getriebenen Buckeln, die eine Roſette bilden, umgeben von dekorativer Minuskelſchrift.

Von den drei Glocken iſt die große, 1,01 m Durchm., von Urban Schober, 1606; am langen Felde ein Kruzifirus mit den vier Evangeliſtenzeichen. Die kleinſte, 71 em Durchm., hat am Halſe drei Reihen gotiſcher Minuskeln, von denen die in den beiden erſten anſcheinend ſinnlos ſind, die der dritten ergeben die Namen gourgen(Jürgen) ronnenbeke und merten ertmanz als Trennungszeichen ſind verwertet ein hlg. Georg, der das Schwert gegen den Drachen ſchwingt(Abb. 58), und ein hausmarkenartig es Gießerzeichen(Abb. 59.

Güſtow.

Güſtom, 4!/, km weſtlich von Prenzlau. Gem. 346 Einw., 1079 ha.

Die wohlhabende Ortſchaft entſtand zur Zeit der deutſchen Koloniſation; von der ausgedehnten Gemarkung mit rund 62 Hufen wurden 4 der Kirche zugewieſen. Prenz­lauer Bürger, z. B. die Hoppe, Bravel, erwarben hier Landbeſitz, wie ſich aus einer Urkunde von 1365 ergibt. Daneben hatten auch das Nonnenkloſter daſelbſt und die Holtzendorff Gerechtſame zuGuſtow, die ausführlich im Landbuch Kaiſer Karls IV. von 1375 auf gezeichnet find. Über die weitere Entwicklung der Beſitzverhaͤltniſſe bieten Urkunden im Geheimen Staatsarchiv zu Berlin von 1392, 1445 und 1494 Aufſchluß. 1486 erteilte Kurfuͤrſt Johann den Arnim die Belehnung uͤberdat dorp mit allen rechten. Nach dem 30jaͤhrigen Krieg traten an ihre Stelle die Schlippenbach zu Schönermark. Entſetzlich waren die vom Krieg angerichteten Verheerungen, denn kurfuͤrſtliche Kommiſſare ſtellten noch 1687 feſt, daß von den früher vorhandenen 20 Bauern nur 8 übrig waren. Doch im Verlauf des 18. Jahrhunderts erfolgte die Wiederbeſetzung der meiſten Hoͤfe, ſo daß die Ortſchaft 1805 wieder 20 Ganzbauern mit 337 Einwohnern zählte und auch noch heute das Gepraͤge eines kernechten Bauerndorfes trägt. Die waͤhrend des Krieges demolierte Kirche wurde 1713 wieder neu aufgebaut. Patron iſt Graf von Schlippen bach zu Schoͤnermark; eine Tochter war Ellingen ſchon laut Pfarrmat ikel von 1600.

Der Dorfplan zeigt das Beiſpiel eines Straßendorfes(1Abb. 60); die von O. nach W. fuͤhrende Landſtraße wurde erſt in neuerer Zeit angelegt.

Die Kirche, ein Feldſteinbau des 13. Jahrh., beſtand urſpruͤnglich aus dem Schiff von drei Achſen Länge, an das ſich oͤſtlich, durch den ſpitzen Triumphbogen damit verbunden, ein etwas ſchmalerer, gerade endigender Chor ſchließt, ſowie aus einem mächtigen Weft­turm; von dieſem war, nach muͤndlicher Mitteilung des Kantors, noch bis 1866 ein Mauer