Patronat an ſich nehmen konnte. Bei der dritten Viſitation vom Jahre 1577 bean-. ſpruchten nun die kurfuͤrſtlichen Viſitatoren das Patronat fuͤr den Landesherrn. Erſt. dadurch, daß der Rat 1200 Reichstaler dem Kurfuͤrſten bar erlegte, kam er 1595 in den I anerkannten Beſitz dieſes Rechtes. 2
Das Schulweſen erfuhr gleichfalls bei der Reformation eine gruͤndliche Um⸗ ö geſtaltung. Ein Schulmeiſter mit einem Gehalt von jaͤhrlich 30 und 2 Schulgeſellen mit je 24 Florin wurden feſt angeſtellt. Die Schüler zahlten zudem vierteljaͤhrlich] 2 Groſchen Schulgeld, von denen die eine Hälfte dem Schulmeiſter, die andere den| Geſellen zufloß. Der erſte Schulmeiſter war Paul Wendland , der zu gleicher Zeit das j Predigtamt bei St. Nikolai verwaltete; 1589 zählte man bereits 315 Schüler. Der| Chroniſt Süring berichtet:„Anno 1586, nach Oſtern, als die Woche vor Pfingſten, ward| die neue Schule, als die dritte Stube, die man zur Erweiterung der alten Schule anno| 81 hatte angefangen zu bauen, nunmehr ganz fertig, dazu ein E. E. Rat und etliche| andere fromme gottesfürchtige Leute und Schulfreunde die Unkoſten taten. Von|
E. E. Rat wurden dazu verehret in die 20 000 Ziegel, ingleichen auch das Holz und der Kalk, das andere gaben gutherzige Leute, teils vom Adel, teils Buͤrgermeiſter und ö Ratsherren, teils Prediger, und der mehrere Teil Buͤrger nicht allein an Geld, ſondern| auch an Bier, Speck und Korn dazu.“„Conrektor , Cantor und Baccalaureus“ führten mit ihren Schuͤlern auch wohl dann und wann geiſtliche Stuͤcke auf, ſo im Jahre 1602 die„Komödie vom reichen Mann und armen Lazarus.
Vornehmlich die Schule hat alſo Nutzen aus der Reformation gezogen. Sicher
lich war auch die Verminderung der Zahl der Geiſtlichen und die Feſtſetzung eines aus⸗. koͤmmlichen Gehaltes für die im Amt Verbliebenen ſehr zu begruͤßen. Freilich, auch| manche nachteilige Folgen hatte die Reformation; ſo verſchwanden beiſpielsweiſe die\ reichen, bis 1539 im Franziskaner-KAlofter wohlgehuͤteten Buͤch erſchaͤtze auf Nimmerwiederſehn.
Der 30jährige Krieg.
Es war eine wohlhaͤbige Zeit. Schon 1464 hatte man gegen den uͤbertriebenen Aufwand bei Verloͤbniſſen, Hochzeiten und Kindtaufen von obrigkeitswegen einſchreiten muͤſſen. Um 1600 waren rund 60 Tuchmacher, 50 Schuſter, 20 Seiden⸗ und andere Kraͤmer, ferner 16 Schlaͤchter und 20 Baͤcker in der Stadt anſaͤſſig. Alljaͤhrlich wurden rund 50 Bürger, wie ſich aus den im Jahre 1686 beginnenden Buͤrgerliſten ergibt, neu aufgenommen, die an Buͤrgergeld je 100 Florin zu entrichten hatten. Manche Familienakten, wie z. B. Eheſtiftungen, ſind erhalten; in breiter Aufzaͤhlung werden alle moglichen Ausſtattungsſtuͤcke aufgeführt, die die reich en Buͤrgertoͤchter mitbekamen. Im Ratskeller ſchenkte man rheiniſche und Franken⸗Weine aus, ferner daͤniſche, litauiſche Methbiere und andere ſuͤße Getraͤnke. Bei den Hochzeiten der Patrizier wurde„auf dem Rathaus“ getanzt. Spielleute bekamen fuͤr eine Abendhochzeit 12, für eine Morgenhochzeit 24 Groſchen. In der Stadt und vor den Toren uͤbte man das Buͤchſenſchießen, kurz— man lebte und ließ leben. Freilich, Steuern gab's auch, und ein Schoßregiſter von 1570 beſagt, daß die 5 Viertel, naͤmlich das Blindomſche,