Teil eines Werkes 
Bd. 3, Teil 1 (1921) Die Kunstdenkmäler des Kreises Prenzlau / unter der Schriftl. des Erich Blunck bearb. von Paul Eichholz ...
Entstehung
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Prenzlau (Marienkirche : Baugefchichte). 185

aus gruͤnglaſierten Profilſteinen und ſucht ſich damit der benachbarten Kapelle anzu­paſſen, ebenſo das Hauptgeſims mit ſeinem Frieſe, der nur an der Weſtſeite in einen vertieften Streifen gebettet iſt(Abb. 153). Der Zweck, einerſeits die dahinter liegende Vorhalle, andrerſeits auch die Leichenhalle mit Kapelle zu erweitern, wird deutlich aus den beiden großen Portalen, die dem Anbau geradezu einen etwas profanen Zug verleihen. Das weſtliche, im Spitzbogen geſchloſſene, mit abwechſelnd gruͤnglaſierten Schichten am Gewaͤnde, wurde wegen beſſerer Zufahrt von einer etwa dort ausmuͤnden den Gaſſe her oder wegen des neben ihm angebrachten kleinen Beobachtungsfenſters ſeitwaͤrts verſchoben. Über dieſem iſt eine mit Maßwerk verzierte Blende hoͤher hinauf gefuͤhrt, um das Portal zwiſchen zwei begleitende Senkrechte einzuſchließen. Die doppelte Zahl der Portale erklart ſich daraus, daß der Anbau fuͤr jene zwei geſonderten Raͤume als Vorraum dienen ſollte. Zu ihr kam man aller dings, allen Anzeichen nach, erſt etwas ſpaͤter, als man eine Bruͤſtungsmauer als Trennung zwiſchen beiden Jochen einfuͤhrte. Darnach war man genötigt, das ſchmale Spitzbogenfenſter, das ſich hier neben dem Strebepfeiler wie auf deſſen anderer Seite befindet, zu beſeitigen, um eine zweite große Eingangstuͤr, diesmal mit Stichbogen zu oͤffnen. Sie diente nun im Be ſonderen fuͤr die Leichenhalle und die zugehoͤrige Kapelle. An der Weſtſeite begegnen uns ver ſchiedene Willkuͤplichkeiten und Unſtimmigkeiten in der Anordnung der Motive und Materialien. Am Sockel ſind große Reſtſtuͤcke von Granit profilen benutzt, ſowie Feldſteinmauerwerk ganz unmotiviert zwiſchen dem ſonſt herrſchenden k. Bacſteinwerk verwendet; ein dreiteilig ange i n legtes Spitzbogenfenſter wird von der inneren Wandblende durchkreuzt, eine wandſchrankartige, rundbogig geſchloſſene Niſche in der Suͤdecke wird an der Außenwand ſichtbar und iſt hier unſymmetriſch von einem mit Maßwer ausgeſetzten Wimperg überragt.

Der etwas wilden, phantaſtiſchen Art der Weſtſeite(Abb. 153) entſpricht auch der ſtellenweiſe laͤſſige und mit bizarrem Beiwerk ausgeſtattete Innenbau. Die nach den aͤlteren Raumteilen, naͤmlich der Kapelle und der Vorhalle vor dem Portal, nach Vollendung des Anbaus geoͤffneten Boͤgen ſind aus Fenſterpfoſtenſteinen gewoͤlbt, die Wandvorlagen zeigen im Querſchnitt verſchiedene runde und Kleeblattformen; als Traͤger der Rippen ſind ganz roh gelaſſene, mit unregelmäßigen runden Boſſen her vortretende Feldſteine verwendet und über dieſen als Schmuckſtuͤcke aus Backſtein­maſſe, faſt in Kerbſchnittmanier geſchnittene, fratzenhafte Köpfe angebracht(Abb. 152);

Abb. 152. Prenzlau. Marienkirche. Konſole in der Margaretenkapelle.