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Prenzlau(Dominikanerkloſter: Kirche, Baugeſchichte). 231
bringen konnte, mußte man, weil hierdurch der bisherige Eingang wiederum verbaut wurde, der Kirche ein neues Portal an der Nordſeite ſchaffen. Es iſt das jetzt daſelbſt vorhandene, zweituͤrige Portal, deſſen nachtraͤgliche Einfuͤgung im Innern an einem ſchwachen Abſatz in abgetreppter Form leicht zu erkennen iſt(Abb. 204). Die beiden Durchgangsoͤffnungen nebſt einem Radfenſterchen darüber werden von einem reich profilierten Spitzbogen umfaßt, der die ganze Breite zwiſchen den Strebepfeilern einnimmt. Zur Ausbildung ſeiner tiefen Gewaͤnde mußte das Portal mit ſeiner horizontal abſchließenden hohen Übermauerung um ein Betraͤchtliches vor die Mauerflucht gezogen werden. Aus demſelben Grunde vergrößerte man auch die Breite und namentlich die Tiefe der beiden anſchließenden Strebepfeiler. Die Bogenkaͤmpfer und der Rand des Wimpergs ſind mit fruͤhgotiſchem Blattwerk verziert (Abb. 205). Die ganze Ausfuͤhrung des Innern wurde wiederum den früheren Teilen in den Einzelheiten angepaßt. Bei Errichtung der Suͤdwand wurde die eine Haͤlfte vom Nordgiebel des weſtlichen Konventfluͤgels verbaut.
Der Weſtgiebel wurde im allgemeinen ſehr einfach geſtaltet. Das Portal in dreifacher Abſtufung mit gebuͤndelten Rundſtaͤben und einfach profilierten Baſen und Kaͤmpfern hat auffallend ſteilen Spitzbogen und erſcheint groͤßtenteils neu. Das große Hauptfenſter daruͤber iſt dreiteilig, mit kraͤftigem Profil umrahmt und in eine breite Niſche eingebettet. Bei ihm ſowie bei den ſchmaleren zweiteiligen Seitenſchiffsfenſtern verzichtete man auf die reicheren fruͤheren Maßwerkformen. Sein unterer Teil iſt durch eine ſpaͤtere Anderung entſtellt. Das Giebeldreieck wird durch breite Spitzbogenblenden in zwei Reihen uͤbereinander kaͤrglich gegliedert, entſprechend der geſamten ſparſamen Geſtaltung der Weſtfront(Abb. 202).—
Als erſte Wiederherſtellung am Gebaͤude iſt eine Erneuerung des Dachſtuhls anzufuͤhren. Er iſt im Schiff teils eichen, teils Kiefern, hat aber in bezug auf die Kon— ſtruktion kein einheitliches Gepraͤge. Nur etwa zwanzig Geſpaͤrre im Suͤdoſten haben nicht nur durch die altersgraue Farbe, ſondern auch durch die dort allein angewendeten Kreuzſtreben im Seitenſchiff etwas älteres Ausſehen. Indeſſen fehlen die ſonſt üblichen kleinen Fußſtaffeln überall, und beide Arten von Gefüge rühren daher wohl erſt vom Ende des Mittelalters her, der ältere Reſt etwa aus der Zeit nach dem großen Stadt— brande von 1483, das uͤbrige vielleicht von einer Erneuerung nach dem Kloſterbrande von 1519 Riedel XXI, 391). Der Chordachſtuhl iſt ſehr einfach und enthält außer den Sparren, wenigen Binderbalken und zwei Mittelpfoſten nur eine Kehlbalkenlage (Tafel 31). Einen Dachreiter ſcheint die Kirche, wenn man nach Merian urteilen ſoll, nie beſeſſen zu haben.