Teil eines Werkes 
Bd. 3, Teil 1 (1921) Die Kunstdenkmäler des Kreises Prenzlau / unter der Schriftl. des Erich Blunck bearb. von Paul Eichholz ...
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Prenzlau (Dominikanerkloſter: Kloſtergebäude ).

erſtreckende große Raum als Sommerrefektorium anzuſprechen iſt. Im vierten Kreuzgangjoch von Weſten bemerkt man dicht unter der Gewoͤlbekappe eine kleine kreisrunde Offnung mit einmal abgeſtuftem Gewaͤnde. Sie diente vielleicht als Durchlaß fuͤr das Seil, mit welchem man vom Refektorium aus die vor der Offnung aufgehaͤngte Glocke zog, um die Bruͤder zur Tafel zu rufen.

Die Raͤume uͤber dem Refektorium enthielten wohl in erſter Linie ein geraͤumiges Veſtiarium zur Aufbewahrung von Kleidervorraͤten für die Brüder.

Weſtwaͤrts vom jetzigen Hauptportal beginnen auch erſt die ausgedehnten Keller des Kloſters, waͤhrend die oͤſtlich davon belegenen Teile, wie auch alle Kreuzgaͤnge, nicht unterkellert waren. Die Kellerwoͤlbungen haben durchweg annaͤhernd quadratiſche Joche und etwa 30 em breite, unprofilierke ſchwere Rippen, die ſchon etwa 1m über Fußboden auf kurzen quadratiſchen Pfeilern anſetzen. Bemerkenswert im Keller iſt zunaͤchſt eine 2,74 m ſtarke Scheidemauer, welche den Raum unter dem Sommer refektorium durchquert und nur von einem niedrigen 1,20 m breiten tunnelartigen Durchgang durchbrochen wird; er liegt beim vierten Gewoͤlbejoche des Kreuzgangs von Weſten gerechnet, alſo gerade an der Stelle, wo oben das kleine Rundfenſter iſt. Ferner ſei bemerkt, daß von hier weſtwaͤrts im hinteren Teil des Kellerraumes die Kreuze gewoͤlbe in drei Achſen durch ſehr breite Spitzbogen erſetzt find, welche Niſchen von 1,60 m Tiefe bilden. Ob in dem hinter den Niſchen uͤbrigbleibenden Raume von 11am Breite etwa eine Kellertreppe lag, muß dahingeſtellt bleiben. Außerdem faͤllt noch auf ein kleiner frei in den Keller gebauter Raum, auf deſſen Zweck im Zuſammen­hang mit dem gleich zu erwaͤhnenden dritten Refektorium zuruͤckzukommen iſt.

Der ſuͤdlichſte Raum des Weſtflügels wird heute nach der Überlieferung als Refektorium bezeichnet. Der in acht Jochen uͤberwoͤlbte Raum iſt einer der wenigen, deren architektoniſche Ausſtattung ihren alten wuͤrdigen Charakter groͤßtenteils noch heute bewahrt hat(Tafel 37). Die gurtenloſen Gewölbe ruhen an den Wänden auf Konſolen der mehrfach beſprochenen Art, in der Mitte auf drei ſchlanken Achteckſaͤulen, deren Kapitelle die fruͤhgotiſche Ornamentik, welche von den Dominikanern noch lange beibehalten wurde, in etwas ſteifer, verknoͤcherter Faſſung zeigen. Die Fenſter beſitzen zwar noch ihre alte Spitzbogenform, haben aber ihr ſicher einſt vorhandenes Pfoſten­und Maßwerk laͤngſt eingebuͤßt. Wie auch ſonſt bei Refektorien üblich, war der Raum

ringsum mit Malereien geſchmuͤckt, deren Spuren bei einer Erneuerung des Anſtrichs

im Mai 1915 zutage traten. Deutlich erkennbar war nur noch die Darſtellung einer Kreuzigungsgruppe an der weſtlichen Haͤlfte der Nordwand. Der Charakter der Malerei war ſpaͤtgotiſch, er zeigte ſich namentlich in den beiden über der Figurengruppe von Chriſtus, Maria und Johannes angebrachten uͤberkreuzten Zweigen mit gekraͤuſeltem Blattwerk.

An der ſchmalen Suͤdſeite des Refektoriums befindet ſich eine Zwillingsniſche, von zwei ungleich breiten Stichboͤgen, deren Zwiſchenpfeiler nicht am Fußboden beginnt, ſondern erſt in Höhe von etwa 1,50 m treppenfoͤrmig vorgekragt iſt, anſcheinend um einen Tiſch darunter aufzuſtellen und uͤber ihm etwa eine Durchreiche anzubringen, an der Stelle, wo ſich jetzt eine Tuͤr befindet. Hier in der Suͤdweſtecke liegt naͤmlich ein kleinerer Raum, der anſcheinend von jeher von dem benachbarten ſuͤdlich en Nefek­