Teil eines Werkes 
Bd. 3, Teil 1 (1921) Die Kunstdenkmäler des Kreises Prenzlau / unter der Schriftl. des Erich Blunck bearb. von Paul Eichholz ...
Entstehung
Seite
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236 Prenzlau (Dominikanerkloſter: Kloſtergebäude ).

Raum, vermutlich die Speiſekammer oder Anrichte, uͤbergreift und in dieſer Größe nirgends weiter im Kloſter vorkommt. Die Küche iſt auch äußerlich durch ihre zwei Stichbogenfenſter auf jeder Seite in Spitzbog enblenden ausgezeichnet 9.

Die Weſtwand der vermutlichen Speiſekammer iſt auf ihrer Oſtſeite durch einen breiten halbkreisförmigen Gurtbogen verſtaͤrkt, der in der Flucht der Hofmauer des Suͤdfluͤgels liegt und ſich aus dem einſtigen vorläufigen Abſchluß des Konventge­baͤudes an dieſer Stelle erklaͤrt.

Das Obergeſchoß des Oſtflüͤgels nahm nach uraltem kloͤſterlichen Brauch ein großer Schlafſaal ein und zwar in der ganzen Breite des heutigen Obergeſchoſſes, von dem jetzt an der Friedgartenſeite ein Gang abgeteilt iſt. Das wird u. a. dadurch beſtaͤtigt, daß auf beiden Langſeiten kleine Rechteckfenſter ſitzen, die in gleichen Abſtaͤnden mit etwas erhoͤhter Bruͤſtung angebracht waren, wie dies bei Dormitorien uͤblich war. Waͤre der Korridor ſchon urſpruͤnglich vorhanden geweſen, ſo wuͤrden wir nach dem Friedgarten größere Fenſter finden. Einen weiteren Beweis bilden die noch er haltenen Kanten der Gruppe dreier großer Fenſter am Suͤdende, alſo an gleicher Stelle wie in Brandenburg und Granſee . Sie erhellten den Raum, namentlich den Mittel­gang zwiſchen den Bettverſchlaͤgen der ganzen Laͤnge nach. Ohne Zweifel befand ſich hier ein Giebel, in den ſie hineinragten, wie der Schlafſaal ſelbſt nach althergebrachter Weiſe in den Dachſtuhl hineingereicht haben wird.

Durch eine in der Kirchenmauer liegende Treppe ſtand der Saal mit der Sakriſtei in Verbindung, wodurch es den Mönchen ermöglicht war, auf kuͤrzeſtem Wege zu den fruͤhen Horen zum Chor zu gelangen. Die Treppe erhielt ihr Licht durch zwei kleine Fenſter von der Kirche her. In derſelben Wand etwas weiter oͤſtlich, fuuͤhrte von einer zweiten Tür aus ein kurzer Gang über einige Stufen oſtwaͤrts und muͤndete nach der Kirche zu hoͤchſtwahrſcheinlich auf eine Kanzel oder einen Lettner, der hier, wie in anderen Dominikanerkirchen, ſpaͤter meiſt als Trennung zwiſchen Moͤnchschor und Laienkirche angelegt wurde. Ebenfalls in der Grenzwand zwiſchen Kirche und Oſt­fluͤgel, und zwar in deſſen Nordweſtecke, lag eine Wendeltreppe, mittels derer man zum Bodenraum des Kirchenſchiffes gelangen konnte. Iſt auch ihr oberer, über Dach ragen: der Teil jetzt zerſtoͤrt, ſo ſieht man doch noch feinen Anſatz an der Kirch enmauer und die vermauerte Tür darin gerade über der Weſtmauer des Flügels. Jetzt liegt die Ver bindung mit dem Kirchendache weiter oſtwaͤrts im oberen Dachteil.

Bei dem oben erwahnten großen Erdgeſchoßbogen in der Flucht der ſuͤdlich en Oſtfluͤgelmauer ſchließt der annähernd parallel zur Stadtmauer laufende Suͤd⸗ flügel(Tafel 37) an. Etwa in feiner Mitte liegt jetzt der Haupteingang zum Krankenhauſe in Geſtalt einer breiten Durchfahrt. Von den beiden ſie einſchließenden Mauern ſcheint nur die oͤſtliche alt zu fein. Der jetzt mehrfach geteilte Erdgeſchoßraum oͤſtich von ihr war nach einem Plane aus dem 18. Jahrhundert noch gewoͤlbt und vermutlich das Winterrefektorium, wahrend der von der Durchfahrt ſich weſtwaͤrts ) Außer anderen Beiſpielen zeigt auch dieſer Fall, daß die Annahme eines Refektoriums und einer Küche an dieſer Stelle beim Paulikloſter in Brandenburg , gegen welche G. Müller

a. a. O. S. 135) Bedenken erhebt, durchaus berechtigt iſt.