Teil eines Werkes 
Bd. 3, Teil 1 (1921) Die Kunstdenkmäler des Kreises Prenzlau / unter der Schriftl. des Erich Blunck bearb. von Paul Eichholz ...
Entstehung
Seite
351
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Taſchenberg Tornow. 351 Zwiſchen äußerer und innerer Wand find oben eine Anzahl Streben angeordnet, welche die ziemlich weite Spannung der Deckenbalken erforderlich machte und die, des beſſeren Ausſehens wegen, als ſchraͤg anlaufende Kaͤſten verſchalt find. Die im Mittelraum noch weitergehenden Streben ſind hier durch eine an den Laͤngswaͤnden hin laufende viert elkreisfoͤrmige Voute verdeckt, deren Verſchalungen glatt in die der Decke uͤber­gehen. Von den Fenſtern kommen nur die an der Oſtwand zu voller Geltung; die der Langſeiten reichen ebenſoweit herab, werden aber durch die Emporenbruͤſtung faſt bis zur Haͤlfte fuͤr den Kirchenraum unwirkſam. Die doppelgeſchoſſige Herrſchaftsloge an der Suͤdſeite fuͤgt ſich der Achſeneinteilung des ganzen Syſtems gut ein, iſt aber unter Verzicht auf die Bogenarchitektur unten mit kleinen Saͤulchen, daruͤber mit flachen Pilaſtern und oben mit einer korinthiſchen Ordnung auf geſchnitzten Konſolen geſchmuͤckt. Iſt ſo der Innenraum an drei Seiten durch die lebendige architektoniſche Gliederung der Langſeiten reich und anziehend geſtaltet, ſo wirkt die vollſtaͤndige Ode der Weſt wand um fo ſtoͤrender. Sie verdeckt die Treppe zu den ſchmalen Emporen ſowie die zum Turm, welche hier in einem großen dunklen Raume zuſammenliegen.

Der Kanzelaltar von 1736 zeigt den oft wiederkehrenden Aufbau, bei welchem zwei freiſtehende korinthiſche Saͤulenpaare die Kanzelkufe einſchließen. Zu beiden Seiten ſind Moſes und Johannes, uͤber dem Gebaͤlk der auferſtandene Chriſtus und zwei poſaunende Engel angebracht.

Das Ge ſtühl iſt ganz ſchlicht behandelt, nur der nordoͤſtliche Teil, der ſich bie zu einem kleinen Sakriſteieinbau erhebt, mit geſchweiften Füllungen und einer flachen Andeutung ebenſolcher Säulen belebt. Ein Taufeng el außer Gebrauch, in Truͤmmern. Fuͤnf einfache Zinnleuchter von 1696.

Glocken. Die große, 97 em Durchmeſſer, 1712 von Joh. Jakob Schultze aus Berlin in Prenzlau gegoſſen; die mittlere, 82 em Durchmeſſer, 1713 von M. Begun aus Friedland ; die kleine, 72 em Durchmeſſer, 1715 von M. Begun.

Auf dem Friedhof neben dem Gute ein Gedenkſtein für Hans Wilh. Ferd. v. Stuͤlvnagel(t 1815), rundes Poſtament in antikiſierender Art mit Helm und Schwert

als Aufſatz.

Tornow.

Tornow, 11 km nordoͤſtlich von Prenzlau . Gut 240 Einw., 614 ha.

Das zur Zeit der deutſchen Koloniſation mit einer Gemarkung von 40 Hufen ausgeſtattete Dorf war ſamt feiner Mühle(molendinum) im Beſitz des Kloſters Duͤna­muͤnde in Livland , wie ſich aus einer Beſtaͤtigung surkunde des Papſtes Honorius von 1285 ergibt. In der Folgezeit machten ſich die Ritter Haſe hier beguͤtert, und 1363 erſcheint Zacharias Haſe als im Dorf angeſeſſen. Genauere Nachrichten verdanken wir dem Landbuch, das Kaiſer Karl IV. um 1375 zuſammenſtellen ließ. Die Ritter Glughen und Bevyr hatten damals 2 Höfe mit 6 und 5 Freihufen; die übrigen Hufen gehörten den Bauern, die den Rittern Ellingen, Lynſtede, Hune ſowie dem Prenzlauer Bürger Hoppe den Zehnt, die ſogenanntePacht, und Zin sabgaben entrichten mußten.