Teil eines Werkes 
Bd. 3, Teil 1 (1921) Die Kunstdenkmäler des Kreises Prenzlau / unter der Schriftl. des Erich Blunck bearb. von Paul Eichholz ...
Entstehung
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Wollſchow= Zernikow. 387

ebenſo die einzige Tuͤr im Weſten, doch verraͤt der Spitzbogen uͤber den Rundpfeilern, die den Turm tragen, ſchon fruͤhe romantiſche Neigungen. Die Decke iſt gerade mit ſichtbaren, ſehr eng liegenden Balken. Der neueſten Zeit gehört die kleine Vorhalle vor der Weſttuͤr an.

Die Ausſtattung iſt aͤußerſt einfach.

Zwei huͤbſche Bronz eſtandleu chter ‚32 em hoch, datiert 1653.

Ein zierlich er, aber gediegener kleiner Kron leuchter fuͤr 6 Kerzen mit Kugel am unteren Ende und Doppeladler am oberen, von 1714.

Kelch, ſilbervergoldet, 19 em hoch. Der Fuß in Sechspaßform, ſehr flach, mit kleinem Kruzifixus in Relief. Die oberen Teile, Schaft, Knauf und Kuppa, haben dunklere Faͤrbung als der ſehr blaſſe Fuß, auch paßt die Sechseckform beider an der Stelle der Zuſammenſetzung nicht richtig aufeinander. Der nicht mehr gotiſch profilierte Knauf beſteht im Weſentlichen aus ſechs runden Zapfen, an deren Stirnſeite Engelkoͤpfe in Hochrelief angebracht ſind(ob Renaiſſance oder modern?). Die Kuppa hat noch ziemlich ſtraffe Form im Sinne der Gotik und iſt nach oben breit geoͤffnet.

Auf dem Kirchenboden einige Re ſte eines barocken, reich geſchnitzten Altar­aufbaus.

Zwei Glocken. Die große, 1,00 m Durchmeſſer, 1733, die kleine, 78 em Durch­meſſer, 1717, beide von Joh. Heinr. Schmidt in Stettin gegoſſen.

Einige aͤltere Bauernhäuſer aus Fachwerk in der uͤblichen fraͤnkiſchen Anlage.

Zernikow.

Zernikow, 10 km nordweſtlich von Prenzlau . Gut 175 Einw., 633 ha.

In dem zur Zeit der deutſchen Koloniſation mit einer Gemarkung von etwa 35 Hufen ausgeſtatteten Dorf ſaßen die in der Uckermark reich beguͤterten Ritter Holtzen­dorf. Freilich konnten ſie es um 1320 nicht verhindern, daß der Herzog von Pommern einen Hof mit 8 Hufen, der einſt dem Otto v. Holtzendorf gehört hatte, ſeinem Lehns­mann Anſelm v. Pulle als Entſchaͤdigung fuͤr einen waͤhrend der Kriegswirren zer­ſtoͤrten Hof verlieh. Zur Zeit, als Kaiſer Karl IV. ſein Landbuch zuſammenſtellen ließ, naͤmlich um 1375, waren die Holtzendorf inTzernikow wieder feſt im Sattel. Daneben hatten die Ramin und Arnim hier Gerechtſame. Laut Lehnsbrief von 1423 beſaß Gericke v. Holtzendorf den Ritterſitz ſowie das geſamte Dorf. Jedoch 1619 mußte Liborius v. Holtzendorf, vonCreditoren hart bedraͤngt, fein Stammgut an die v. Eick­ſtedt verkaufen. Als 1687 kurfuͤrſtliche Kommiſſare durch das Dorf ritten, ſtellten ſie feſt, daß es mit Ausnahme von 3 den v. Arnim zuſtehenden Höfen dem Georg v. Eick­ſtedt zugehöͤre. Von den urſpruͤnglichen 3 Bauernhoͤfen waren 2, von 10 Koſſaͤtenhoͤfen 9 wuͤſt geworden, die Felder waren zum Teil bewachſen alles eine Folge des 30 jaͤhrig en Krieges! Der baͤuerliche Beſitz iſt ſeitdem zur Bedeutungsloſigkeit zuſammengeſchrumpft. Schon 1705 verkaufte Vivigens v. Eickſtedt den Beſitz an die Sydow, auf die 1840 Ritter­ſchaftsdirektor v. Winterfeldt auf Kutzerow folgte. Heute wohnt hier ſein Schwieg erſohn, 25*