X Geographiſch-Geologiſche Überſicht.
zeichnen, haben ſich, wenn nicht durch die Eisſtroͤme ſelbſt, ſo doch größtenteils während der Eiszeit herausgebildet.
Seit 1875, als ſich die Lehre von der ehemaligen Vereiſung Norddeutſchlands durchſetzte, iſt beſonders die ſuͤdliche Uckermark ein bevorzugtes Forſchungsgebiet fuͤr den Geologen geweſen, und ein reiches Schriftwerk iſt über die geologiſche Geſchichte der Uckermark vorhanden ſſiehe S. XVID. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen ſind noch manche Fragen ſtrittig, und es iſt in dieſer Überſicht nicht möglich, dos Zweifelhafte als ſolches überall zu kennzeichnen. Hier kann nur ein kurzes, moͤglichſt anſchauliches Geſamtbild gegeben werden, das die perſoͤnliche Auffaſſung des Verfaſſers wiedergeben muß. Abweichende Anſichten werden nur erwaͤhnend berührt werden koͤnnen.
Die Eiszeit bildet das Nachſpiel zu der geologiſch überaus bewegten ſogenannten Tertiaͤrzeit, die durch ſtarke Verſchiebungen im Felsgefuͤge der Erdkruſte gekennzeichnet iſt. Dieſe Verſchiebungen, die gleichzeitig unſere deutſchen Mittelgebirge und die Alpen emporſtauten, laſſen ſich in mehrere verſchieden gerichtete und wahrſcheinlich verſchieden alte Syſteme zerlegen, die nach den Hauptrichtungen der dadurch beſtimmten Hoͤhenund Talzuͤge als ſudetiſches(MN— 080, erzgebirgiſches(WSW—ONO) und oberrheiniſches(SSW—NNO) Syſtem bezeichnet werden. Regen und Wind haben die dadurch entſtandenen Hoͤhenzuͤge wieder abgetragen, aber die damals im Untergrunde geſchaffenen Bruchlinien ſind fuͤr die Folgezeit von Bedeutung geblieben.
Um die Mitte der Tertiaͤrzeit war die Uckermark der Boden eines flachen Meeres, auf dem ſich ein fetter, dabei kalkhaltiger Ton abſetzte. Sein Kalkgehalt hot ſich ſpaͤter in einzelnen Knollen, den ſogenannten Septarien, verdichtet, denen dies Gebilde den Namen„Septarienton“ verdankt. Nach ſeiner Ablagerung hob ſich der Boden, die Kuͤſte ruͤckte näher, Sande lagerten ſich über den Ton. Darauf zog ſich das Meer ganz zuruͤck, und auf den trocken liegenden Sanden entſtanden Waldmoore, deren Überreſte wir heute in Form von Braunkohlenlagern finden. Dann folgten erneute Bewegungen in der Erdkruſte , die die vorher ebenen Ton- und Braunkohlenſchichten in flache Falten legten. Sie waren zum Teil ſchon wieder abgetragen, als die Eiszeit das ganze Gelaͤnde vollends unter Schuttmaſſen aus dem Norden begrub.
Eine ſtarke Abkuͤhlung des Klimas auf der ganzen Erde trat ein, die bewirkte, daß der größere Teil der ſtandinaviſchen Gebirge ſich mit ewigem Schnee bedeckte. Wie wir es im Kleinen heute noch bei den Alpengletſchern ſehen, preßten ſich dieſe Schneemaſſen zu Firneis zuſammen und quollen in träge fließenden Eisſtroͤmen nach allen Seiten auseinander. Dieſe Eisſtroͤme erfüllten das heutige Gebiet der Oſtſee und verbreiteten ſich über Norddeutſchland bis an den Fuß der Mittelgebirge . Sie brachten den Verwitterungsſchutt der nordiſchen Gebirge mit ſich, den ſie in ihrem Naͤhrgebiet in ſich aufgenommen hatten. In Norddeutſchland lagerten ſie ihn ab als ein regelloſes Gemenge von feintonigen, kalkigen und ſandigen Teilen mit mehr oder weniger abgerundeten groͤßeren Geſteinstruͤmmern, die wir als Findlinge, erratiſche Bloͤcke und nordiſche Geſchiebe bezeichnen und die der ganzen Bodenart, der ſog. Grundmoraͤne des Eiſes, den Namen des Geſchiebemergels eingetragen haben.
Waͤrmere Zwiſchenzeiten(„Interglazialzeiten“Y haben die Eisdecke mindeſtens
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