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Geographiſch⸗Geologiſche Überſicht. XI
zweimal zum Abtauen gebracht. Das dritte Abtauen machte den Boden dann endguͤltig eisfrei, wenn auch die Möglichkeit nicht ausgeſchloſſen iſt, daß die Zukunft noch einmal wieder eine Vereiſung bringen kann. Die beim Abtauen entſtehenden Schmelzwaͤſſer wuſchen den Geſchiebemergel aus und ſetzten die feinſten, tonigen Teile als ſogenannte Baͤndertone dort ab, wo in weiten Niederungen das Waſſer ohne Strömung war, wahrend die groͤberen Teile ſchon vorher, näher dem Eisrande, als regelmaͤßig geſchichtete Sande abgelagert wurden. Indem ſolche interglazialen Sande und Tone in der naͤchſten kalten Zeit wieder von der Grundmoraͤne des Eiſes bedeckt wurden, entſtand jene wechſelnde Folge von Geſchiebemergel, Tonen und Sanden , die unſern norddeutſchen Boden kenn— zeichnen. Sie haben das Gelaͤnde in hohem Grade eingeebnet, indem fie die Tiefen ausfuͤllten, waͤhrend an den hoͤheren Stellen die Gletſcher den Untergrund vielfach abhobelten, jo daß dort ältere Schichten, Braunkohlen und Septarienton, zum Vorſchein kamen.
Im Anfange der letzten Interglazialzeit oder ſchon kurz vorher ſetzten von neuem Bewegungen der Erdkruſte ein. Sie beſtanden hauptſaͤchlich in einer Preſſung von ONO her und führten u. a. dazu, daß innerhalb der Uckermark und weiter ſuͤdlich eine Gelaͤndewelle entſtand, die heute die Gewaͤſſer der Elbe und Oder ſcheidet. Im allgemeinen iſt fie von MMW nach S880 gerichtet, im einzelnen erſcheint ihr Verlauf aber dadurch beſtimmt, daß der Untergrund ſich laͤngs der alten teils ſudetiſchen, teils oberrheiniſchen Bruchlinien aus der Tertiaͤrzeit emporhob.
So fand das Eis der letzten Vereiſung ein neues Relief im norddeutſchen Flachlande vor. Es konnte die Unebenheiten darin nicht wie früher mit feinen Schuttmaſſen ausfuͤllen; denn die fruͤheren Vereiſungen hatten die lockere Verwitterungsſchicht, die Skandinavien urſpruͤnglich bedeckt hatte, ſchon abgetragen, und unter der Eisdecke war der dortige Fels gegen neue Verwitterung geſchuͤtzt geweſen. So kam dieſer juͤngſte Eisſtrom arm an Schuttmaſſen zu uns. Er folgte in ſeinen Hauptſtroͤmungen den Tiefen— linien des Gelaͤndes und hobelte die vorhandenen Talungen z. T. noch weiter aus, da er bei ſeiner Schuttarmut imſtande war, Material aus dem Untergrunde in ſich aufzunehmen und weiter nach dem Innern von Norddeutſchland fortzufuͤhren.
Der pommerſche Landruͤcken, der dem erzgebirgiſchen Syſtem angehoͤrt, bot ein Hindernis fuͤr das Eindringen des Eiſes in das norddeutſche Binnenland. Wo er aber mit den ſudetiſch gerichteten Höhen Mecklenburgs zuſammenſtieß, ſchnitten ihn Bruchlinien des oberrheiniſchen Syſtems ab, dem die Woldegker Höhen, diejenigen der Maͤrkiſchen Schweiz und die Tiefenlinie der unteren Oder werden zugerechnet werden muͤſſen. Hier fand das Eis eine Eingangspforte nach Suͤden in die Mark Brandenburg und hat ſie durch ſeine Stroͤmung noch mehr ausgeweitet..;
Die Höhen im Weſten von Paſewalk (ſudetiſch) und bei Woldegk (oberrheiniſch) trennten den Gletſcherſtrom, der hier nach Suͤden ſich vorſchob, in einen oͤſtlichen uckermaͤrkiſchen und einen weſtlichen vorpommeriſch⸗mecklenburgiſchen Aſt. Nur der erſtere beſchaͤftigt uns hier. Die ſudetiſch gerichteten Höhen, die ſich ſuͤdoöͤſtlich an die Woldegler Hoͤhen zwiſchen Arendſee und Gerswalde anſchließen, lenkten ihn zunaͤchſt nach Sud oſten ab. Dieſer Biegung entſprechend arbeitete der Eisſtrom in dem Untergrund die beiden weiten, ſanftgeboͤſchten Furchen aus, die, durch ſpaͤtere Vorgange zum Teil um»