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Gespräch im Nebel : Leibniz besucht Spinoza / von Leo Hirsch
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Hof, doch aus einem dunklen Gefühl heraus ging er über sein Erlebnis mit der geheimen Alchi­misten-Gesellschaft hinweg, der er eine Schrift voller Kunstausdrücke überreicht hatte, die er selbst nicht verstand; die Alchimisten hatten ihn darauf zum Sekretär der Gesellschaft ernannt. Wie hätte Spinoza diese Erzählung aufgenom­men? Als Spaß? Als verdiente Bosheit? Als Be­trug? Leibniz sprach wieder von Kindheitserinne­rungen, und aufmerksam, still, mit einem wohl­gemuten Lächeln um den Mund und dem unver­gänglichen Schimmer von Tiefe und Traurigkeit in den Augen hörte Spinoza ihm zu.

Warum hatte er kein Vertrauen zu diesem jun­gen Deutschen haben können? Weil er ein Deut­scher war und eine ausgiebige Zeit lang am Hofe von Deutschlands mächtigstem Feind zu Paris ge­lebt hatte? Weil niemand wußte, wozu dieser Mainzer Rat sich von seinem Kurfürsten zu Lud­ wig XIV. hatte schicken lassen? Wenn man Spi­ noza erzählt hätte, ja, wenn Leibniz selbst ihm erzählt hätte er hütete sich, es zu tun, daß er nur aus deutschem Patriotismus nach Paris ge­gangen war, um den Sonnenkönig von Deutsch­ . land und Holland abzulenken, indem er ihm einen ägyptischen Feldzug einzureden versuchte, wie hätte Spinoza eine solch abenteuerliche Geschichte

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