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Gespräch im Nebel : Leibniz besucht Spinoza / von Leo Hirsch
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Frankreich die Kriegserklärungen überreichen. Jan de Witt , der diesen Krieg nicht gewollt hatte und ihn nun führen mußte, wußte wohl als ein­ziger, worum es ging: um die Republik , um die Freiheit und Gleichheit der Bürger, um alles. Er arbeitete mit Oranien zusammen, denn es ging um das Vaterland, es konnte da keine anderen Bedenken geben. Aber beide wußten, daß nur einer von ihnen das Ende dieses aussichtslosen Krieges erleben würde. Mit all seiner ungeheuren Geistes- und Willenskraft begann Jan de Witt seine Arbeit. Er nahm Abschied von seinen Bü­chern, ja, er war nicht nur ein gelehrter und ge­bildeter Mann, der den Geist pflegte, sondern er hatte überhaupt sein Amt nur angetreten, um aus Vernunft Wirklichkeit, aus Gedanken Taten, aus der Idee Politik zu machen.

Ein Hustenanfall unterbrach Spinoza . Leibniz erschrak, als er sah, wie es ihn durchschüttelte. Spinoza blieb noch einige Sekunden still, ehe er fortfuhr. Er war sehr bleich. Leibniz war er­staunt, daß er noch so an dem toten de Witt hing, der also ein Genie, ein Idealist gewesen sein sollte. Merkwürdig, das Lobendste, was man in Paris über de Witt hatte hören können, war, daß er ein Charlatan wäre. Aber vielleicht war es so­

gar eine Charlatanerie, aus der Vernunft Wirk­

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