Recht, den abtrünnigen Juden einen Atheisten und jeden Atheisten einen schlechten Kerl zu nennen, der nur sich selbst, seinem schrankenlosen Egoismus fröhnte? Sogleich korrigierte sich Leibniz, man mußte noch die andere Stelle lesen, auf die hier zurückverwiesen wurde, die man wohl überschlagen hatte, es war ja wohl lächerlich, gerade diesem bescheidensten und stillsten aller Menschen den landläufigen Egoismus in die Schuhe zu schieben, aber— gut ist, was mir nutzt? Die andere Stelle hieß:„Unter gut werde ich daher im folgenden das verstehen, wovon wir sicher wissen, daß es ein Mittel ist, uns dem Muster der menschlichen Natur, das wir uns aufstellen, mehr und mehr zu nähern.‘‘ Muster? Das Ebenbild Gottes? Muster der Güte und darum die Güte als Nutzen, weil der Nutzen die Güte wäre, oder wie? Nein, nicht streiten, nicht jetzt streiten! Leibniz versuchte weiterzulesen, aber ein vorschneller, vorlauter Gedanke ließ sich nicht ab
gleich aber ärgerte sich Leibniz , daß er diesen Einfall bis ans Bewußtsein hatte herankommen lassen. Hatte er sich so nicht selbst entlarvt? War er nicht selber der„Egoist“? War es denn Spi noza , der im stetigen Bemühen, seinem Gott alles Menschliche, Irdische, Niedrige, Trübe abzuziehen,
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