BERNAU
AUltere Form Bernow, einige Male„antiqua B.“ oder„Olden⸗B.“ zum Unterſchied von Nova B.— Werneuchen). Am Oberlauf der Panke an der alten Straße von Spandau und Berlin zur Oder nach Stettin gelegen.
Die Gruͤndung der Stadt iſt um etwa 1230 anzunehmen, nachdem der Barnim endguͤltig in den Beſitz der Askanier übergegangen war. 1232 verfügten die Markgrafen Johann und Otto, daß Spandau Rechtsoberhof für ihr neues Land Barnim fein ſollte(Krabbo, Regeſten, Nr. 607). Es waren alſo hier zu der Zeit deutſche Städte im Entſtehen und die genannten Markgrafen find als Gründer der Stadt Bernau anzuſehen(Beziehung des Namens zu dem Landſchaftsnamen Barnim?). An der Spitze der Stadt ſtand ein Rat aus 6 Ratmannen mit einem Buͤrgermeiſter. Die Gerichtsbarkeit, anfaͤnglich als markgraͤfliches Lehen in den Haͤnden eines Schultheißen, ging um 1400 an den Rat über, Bernau gehörte zu den Immediatſtaͤdten. Die Stadt gliederte ſich, ins beſondere für die militaͤriſchen Aufgaben, in vier Viertel. Sie war befeſtigt mit z. T. dreifachen Waͤllen, Graͤben und Mauern und hatte drei Tore: Berliner, Stein- und Muͤhlentor, das erſte 1790, das letzte 1885 abgetragen. Berühmtheit erlangte B. durch die Huſſiten⸗Belagerung 1432, die hier am St. Georgstage(23. April) eine Niederlage erlitten. Dieſer Tag wurde in der Folge feierlich begangen, der Biſchof von Brandenburger teilte dazu 1441 einen Ablaß . Die Stadt erlitt 1405 und 1485 ſchwere Brände, bei denen jedes Mal auch das Rathaus eingeaͤſchert wurde, 1485 auch bas Heiliggeiſthoſpital, der Stadthof und das Steintor. Groͤßerer Brand auch 1630. Das Rathaus erfuhr nach 1485 einen maſſiven Neubau in Geſtalt eines zweigeſchoſſigen Baues mit Kellern zur Lagerung des Bieres. Dieſer Bau 1801 abgeriſſen, 1803/05 wieder errichtet.
B. trieb von Anbeginn vornehmlich Ackerbau. Die Feldmark umfaßte 104 Hufen, darunter 18 Ritterhufen, die ſich bis 1531 im Beſitz der Familie v. d. Marwitz befanden, ſpaͤter an den Rat uͤbergingen. Die Stadt erwarb dazu im 13. Jh. die Feldmark Lubenitz oder Liepnitz(ſpaͤter Stadtforſt), die Feldmark Lindow (84 Hufen), die Feldmark Schmetzdorf 1434 als Erſatz fuͤr die Schaͤdigung durch die Huſſiten. Auf letzterer entſtand ein ſtaͤdtiſches Vorwerk. Dazu kamen Anteile an anderen Dörfern, 1801 waren 71 Ackerbuͤrger vorhanden(Ackergilde). Beſondere Bedeutung erlangten ſchon früh durch den Wohlgeſchmack des hier gebrauten Bieres das Brauge werbe und der Bierhandel(120 Brauſtellen). 1423 wurde den Buͤrgern geſtattet, ihr Bier mit eigenen Pferden zollfrei nach Stettin zu fahren. Ein Privileg von 1451 beſagt, daß das Bernauer Bier nach alter Gewohnheit nach Eberswalde und Oderberg ausgeführt wurde; die Bernauer erwarben damals das Recht, das Bier nach Freienwalde zu fahren und von da uͤber Oderberg zu verſchiffen. Weitere Verguͤnſtigungen ſchloſſen ſich in der Folge an. Der Bierabſatz in der Umgebung und in den maͤrkiſchen Städten war bedeutend und erzeugte erheblichen Wohlſtand. Wie überall verfiel das Brauge werbe im 18. Ih.
Die ſonſtigen Gewerbe waren nicht umfangreich. Eine beſondere Rolle innerhalb der Stadt ſpielten verfaſſungsmäßig die vier Gilden: Tuchmacher und Gewandſchneider, Bäder, Knochenhauer, Schuſter. Über ihre Anfaͤnge liegen Nachrichten nicht vor. Eine Schützengilde wird 1418 zuerſt erwaͤhnt. Von den ſchweren Schaͤden des z0⸗jaͤhrigen Krieges(1650 nur etwa 700 Einwohner) erholte ſich die Stadt nur ganz allmaͤhlich. Schon im 16. Ih.
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