Teil eines Werkes 
Bd. 3, Teil 4 (1939) Die Kunstdenkmäler des Kreises Niederbarnim / bearb. von Heinrich Jerchel ...
Entstehung
Seite
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Liebenthal, Liebenmalde 139

Kt Regierung, Kirchenbuͤcher(ſeit 1665) in Groß Schoͤnebeck. Bauakten(ſeit 1816) im Staatlichen Hoch: bauamt.

Auf den ſeit dem 15.16. Ih. wuͤſt liegenden Trümmern der erſten Kirche wurde 1792 eine neue aus Fachwerk mit einem Dachreiter erbaut. Sie war im Innern bemalt mit von Blumengewinden umrankten Graburnen. Die heutige Kirche iſt 1897 an anderer Stelle errichtet worden.

Austattung: a. Taufe aus einem Eichenblock, darauf gemalte Sprüche und die Inſchrift:dieſe große eiche iſt gewachſen in der... kirchen auf dieſer ſtelle ausgehauen von O P.(2?) Krüger(7) u. h. Kirchner anno

1794, b. Zinnkanne, 15 cm hoch, ohne Henkel, mit den Buchſtaben J. G. 1777.(Kein Stempel.)

LIEBENWALDE 17 Im nordoͤſtlich von Oranienburg . Stadt von 3000 Einwohnern. Mitten im Havelbruch liegt die Burg Liebenwalde auf einem Talſandhuͤgel. Waſſer und Sumpf umgaben ſie ehedem auf allen Seiten; kuͤnſtliche D.amme ſtellten hier Verbindungen her von Weſt nach Oſt und vom Niederen Barnim zur Uckermark . Sie zu bewachen, war ſchon die Aufgabe eines ſlawiſchen Burgwalls geweſen. In deutſcher Zeit wurde Liebenwalde Sitz eines markgraͤflichen Verwaltungsbeamten, eines Vogtes. Die Vogtei Liebenwalde gehörte anfangs weder zur Uckermark, bei der der Ort 1375 im Landbuch eingereiht wurde, noch zum Barnim . Vor der endguͤltigen Erwerbung der Gebiete oͤſtlich der Oberhavel hat ſie an der Grenze des askaniſchen Machtbereichs gelegen. Es laͤßt ſich nicht nachweiſen, ob der Talſandhuͤgel in der Havellinie damals ſchon eine vorgeſchobene deutſche Befeſtigung getragen hat. Das Vordringen der Askanier ſeit 1230 brachte fuͤr L. zunaͤchſt ſichere Zeiten. Als aber 1304 Markgraf Albrecht III. das Land Stargard(Mecklenburg⸗Strelitzy an Mecklenburg ausgeliefert hatte, wurde die Burg Liebenwalde ploͤtzlich zur Grenzfeſte gegen Norden. Die mecklenburgiſchen Herzöge ſuchten ſie als Einfallstor zur Mark in die Hand zu bekommen und haben das in den Wirren des 14. Ih. auch faſt er­reicht. 1309 bis 1329 war die Burg ihnen verpfaͤndet. Kaum zuruͤckgegeben, kam ſie ſchon bald wieder in die Hand der Nachbarn, aus der ſie erſt 1370 befreit werden konnte. Unter der Regierung König Wenzels von Boͤhmen ereilte Liebenwalde noch einmal dasſelbe Schickſal: von 1373 bis 1377 war es wieder in mecklenburgiſcher Hand. Die Schickſale der Burg waren auch die des oͤſtlich von ihr gelegenen, durch ſumpfige Wieſen von ihr getrennten Staͤdtchens. Liebenwalde hat zwar von Anfang an Stadtrecht gehabt, iſt aber tatſaͤchlich nie mehr geweſen als ein Anhaͤngſel der Burg. Gerade die durch die militaͤriſche Bedeutung der Feſte verurſachten haͤufigen kriegeriſchen Ereigniſſe haben dabei mitgewirkt, daß L. das Stadium des Burgfleckens(ſuburbium) nicht uͤberwunden hat. An ein Aufgehen der Burg im buͤrgerlichen Gemeinweſen, wie es bei vielen größeren Städten der Mark erfolgt iſt, war hier gar nicht zu denken. Auch waren die hier durchgehenden Straßen von den Paͤſſen des unterſten Spreelaufs nach der Uckermark und den Seeſtaͤdten an der Oſtſee oder von Ruppin in Richtung Oderberg nur von geringer Bedeutung. Der Hauptverkehr ging andere Wege. Liebenwalde hat weder Mauern gehabt, noch einen ſtaͤdtiſchen Grundriß beſeſſen. Zwei Tore, das Berliner und das Zehdenicker Tor, hat es gegeben. Suͤmpfe und zu ihrer Ver­ſtaͤrkung gezogene Gräben und Waͤlle waren der Schutz des Staͤdtchens. Sein militaͤriſches Aufgebot war das kleinſte, das überhaupt möglich war. War L. im 14. I, meiſt an dasAusland verpfaͤndet geweſen, fo diente es im 15. Ih. dem Landesherrn zum Pfand­objekt für Darlehen, die ihm ſeine adligen Lehnsleute gaben: die v. Holtzendorff, die v. Arnim und die v. Waldow haben ſich damals an L. für ihr Geld ſchadlos gehalten. Erſt gegen Ende des 15. Ih. hoͤrten dieſe Verpfaͤndungen, die den Buͤrgern von L. gewiß mehr Schaden als Nutzen gebracht haben, auf. Im 16. Ih. ſahen Schloß und Staͤdtchen dann oftmals kurfuͤrſtliche Jagdgaͤſte. Die große Werbelliner Heide, die ſchon von den Askaniern zum Jagdgebiet beſtimmt worden war, reichte bis dicht an die Felder der Stadt. Trotz der hohen Beſucher aber verfiel en. das keine militaͤriſchen Aufgaben mehr zu erfüllen hatte, allmaͤhlich und wird ſchon 1612 als Ruine ezeichnet. An der Spitze des Staͤdtchens ſtanden Buͤrgermeiſter und Rat. 1349 werden Ratmannen von Liebenwalde urkund­lic genannt. Aber das Gericht, das eigentlich durch einen vom Landesherrn ernannten Schulzen und von der Buͤrgerſchaft gewaͤhlte Schöffen gehalten wurde, iſt ſchon im 15. Ih. durch beſtellte Richter der adligen Pfand: inhaber des Schloſſes verwaltet worden. Im 16. Ih. beſaßen es die v. Sandersleben . 1642 kam es dann an das kur furſtliche Amt. Auch waren die Liebenwalder zu Bau⸗ und Wagendienſten am Schloſſe, feinen Dämmen und Bruͤcken verpflichtet, wenn dieſe ſchadhaft wurden. Bei den kurfuͤrſtlichen Jagden des 16. Ih. mußten ſie mit Pferd und Wagen dienen und Fuhren nach Berlin fahren. Die Lage der Buͤrger von L. unterſchied ſich ſomit wenig von

der der Bewohner des platten Landes. Es iſt der Stadt auch ſpaͤter nicht gelungen, ihren Anſpruch auf den Rang als Immediatſtadt durchzuſetzen.

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