Teil eines Werkes 
Bd. 3, Teil 4 (1939) Die Kunstdenkmäler des Kreises Niederbarnim / bearb. von Heinrich Jerchel ...
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Liebenwalde

110. Liebenwalde. Stadtanſicht um 1650(Merian)

Die wirtſchaftliche Grundlage Liebenwaldes war die Landwirtſchaft, die auf den drei Feldern Burwiſchfeld, Lim­bergſches Feld und Keſſelfeld betrieben wurde. Von der Havel umgeben, lag im Süden derThuͤren, ein Bruch, das aus Wald und Wieſen beſtand. Nur gering war die Bodenguͤte der Liebenwalder Feldmark: auf der Hoͤhe Sand, in der Niederung in naſſen Jahren Uberſchwemmungen. Auch tat das Wild der angrenzenden Heiden den Feldern ſtarken Abbruch, obwohl ſchon im 16. Ih. und erneut um 1660 errichtete große Wildzaäͤune von der Havel bis zur Oder dieſem Übelſtande hatten wehren ſollen. Bau⸗ und Brennholz bezogen die Liebenwalder aus der kurfuͤrſtlichen Forſt gegen gewiſſe Abgaben. Eine große Rolle ſpielte die Fiſcherei, beſonders vor dem Bau des. Finowkanals(1744/46), der zahlreiche tote Gewaͤſſer und Laken vertrocknen ließ. Der Bau des Kanals brachte der.

z Stadt andererſeits aber auch neues Leben. Eine ganze Anzahl von Schiffern hat in Liebenwalde Wohnſitz aufge⸗ 3 ſchlagen. Neue Gaſtwirtſchaften entſtanden. 3 Das Handwerk war in die vier Gewerke der Tuchmacher , Bäcker, Schuſter und Fleiſcher gegliedert. 1580 haben ſich Leineweber und Zeugner niedergelaſſen. Die Bierbrauerei war wie in allen maͤrkiſchen Staͤdten zu Hauſe, ohne daß ſie aber etwa mit der Bernaus haͤtte wetteifern koͤnnen. Jede Großbuͤrgerſtelle(Brauerbe) war dazu berechtigt. Ganz früh, im 14. Ih., hat Liebenwalde Bedeutung als Erzeugungsort von Pottaſche gehabt; es wird im aͤlteren Hamburger Schiffsrecht als Lieferant davon hervorgehoben. Die geſchilderten beſonderen Verhaͤltniſſe aber haben ein wirkliches gewerbliches Leben doch niemals gedeihen laſſen. Erſt im 19. Ih. bahnte ſich all­

maͤhlich ein gewiſſer Aufſchwung an. Von den mittelalterlichen Gebäuden iſt keines mehr erhalten. Stadtbraͤnde von 1600 und 1668 zerftörten das alte Rathaus. Auch die ehrwuͤrdige Stadtkirche iſt 1832 abgebrannt. Ihre Anfaͤnge hatten vielleicht noch in die Zeit der Propſtei zuruͤckgereicht, die Liebenwalde einmal im 13. Ih. beherbergt hat. 1244 wird ein PropſtHenricus de Lewenwalde/ erwaͤhnt. Schon bald danach muß der Sitz des Propſtes nach dem kraͤftiger entwickelten Zehdenick verlegt worden fein, Nach der Vernichtung der alten Kirche iſt 1833/35 ein neues Gotteshaus gebaut worden. Eine Schule gab es erſt ſeit der Reformation.| Wappen: Das urſpruͤngliche Wappen von L. zeigt eine Linde, rechts vom Stamm in den Zweigen haͤngend den| . brandenburgiſchen Adlerſchild, links einen Helm mit Adlerflug. Seit dem 17. Ih. ſetzte man an die Stelle des Adlers einen roten Krebs und an die Stelle des Helms eine ſchwarze Baͤrentatze. 1935 iſt das alte Wappen wieder­hergeſtellt worden. Das aͤlteſte Siegel(1349) zeigt ein redendes Bild: einen Lindenbaum, rechts vom Stamm = den Zweigen haͤngend der askaniſche Adlerſchild, links vom Stamm der brandenburgiſche Helm mit

dlerflug.

Schrifttum: Riedel A XII 263 ff. und Namenverzeichnis II 271. Bratring II 191 ff. Berghaus L446. Fidicin 1B 22 ff. Riehl⸗Scheu 312. Albert Lucke, Liebenwalde in Sage und Geſchichte. Eberswalde 1914. Lennarz, Das Meiſterbuch der Schneiderzunft von L.(1642 bis 1868) in: Brandenburgia 1919, S. 17. A. Lang­A hammer, Burg Liebenwalde und die Eroberung des Barnim (Heimat und Welt Nr. 87/1930 und 5311931). 700­. Jahrfeier Niederbarnimer Städte(Kreiskalender 1933 S. 32 ff). Schulze 33. 100 Jahre Kirche Liebenwalde .(Kreiskalender 1935 S. 55). A. Lucke, Aus der Liebenwalder Poſtgeſchichte(Heimat und Welt Nr. 13 und 14 vom 28. März und 4. April 1936). Deutſches Staͤdtebuch I(im Druck).