Teil eines Werkes 
Bd. 3, Teil 3, H. 6 (1931) Stadt Schwedt, Stadt Vierraden, Amtsbezirke Herrschaft Schwedt und Criewen / bearb. von Paul Eichholz und Otto Korn
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Schwedt ( Geschichte).

100 jährigen Bestehen der Schwedter Hagel- und Feuer- Versicherungs- Gesellschaft 1826 bis 1926" ( Berlin 1926), S. 33 bis 41.( Verfasser E. Westermann.) Einzelnes behandelten:

F. Schreiber, Gustav Adolfs Feldlager und Verschanzungen bei Schwedt an der Oder . Beilage zum 19. Jahresbericht des Hohenzollern - Gymnasiums zu Schwedt ( Schwedt 1900), 40, 35 S. E. Westermann, Stadt und Herrschaft Schwedt unter den Grafen von Hohenstein. Heimat­kalender für den Kreis Angermünde 1927, S. 90 bis 96.

Bedingungen Schwedt , das, lustige Städtlein an der Oder", die zweite Hauptstadt der Uckermark, der Lage. hat eine in graue Vorzeit zurückreichende Geschichte. Vorgeschichtliche Funde, zum Teil bis in neolithische Zeit zurückgehend, beweisen eine Besiedlung der Stelle seit Jahr­tausenden ¹). Dort, wo das breite Randowtal, ein alter eiszeitlicher Oderlauf, in das heutige Odertal sich öffnet, liegt zwischen zwei Oderarmen, deren westlicher heute ver­landet ist( sog. Mittelbruch), aber noch vom Landgraben" durchzogen wird und bei Hoch­wassern gelegentlich unter Wasser steht, eine langgestreckte Talsandinsel. Sie beginnt bei Eriewen im Süden und wird im nördlichen Ende von der aus dem Randowbruch kommen­den Welse durchschnitten. Diese durch die Natur von allen Seiten geschützte Insel( die Straßen von Angermünde und Vierraden durchziehen das Mittelbruch auf künstlichen, im Mittelalter aufgeschütteten Steindämmen) trug an der Stelle der heutigen Stadt eine hochwasserfreie Erhöhung, die frühzeitig den Menschen zur Besiedlung anlockte. Vielleicht schon in germanischer, sicher aber in wendischer Zeit lag an der Stelle der heu­tigen Siedlung eine primitive Burg, ursprünglich wohl eine Fliehburg, welche die Ver­folgten im Schuße der Wälder und Sümpfe verbarg. Hier hat sich dann wohl auch ein wendisches Heiligtum befunden, dessen Reste man in der Nähe der Stadtkirche gefunden zu haben glaubt 2). Mit seinem Vorhandensein bringt man den Namen der Stadt in Zusammenhang, der am besten von dem altslawischen swjaty, heilig", herzuleiten ist. Zu dieser günstigen Lage trat schon in frühgeschichtlicher Zeit der Handelsverkehr auf zwei Straßen, in deren Kreuzungspunkt Schwedt liegt. Die eine, die Verbindung des Sachsenlandes mit der Ostsee , benutzt das Odertal. Die andere, von der Uckermark nach der Neumark , kreuzt bei Schwedt , wo die Talsandinsel das Odertal verengert, die Oder . Sie benutzt bis Schwedt das Randowtal . Diese Straßen führten später von Berlin nach Stettin ( die 1269 zuerst genannte Königsstraße UB. II 211) und von Prenzlau über Passow nach Königsberg in der Neumark. In via regia Pomm. Schwedt besteht die Möglichkeit, die Oder zu überschreiten, ohne außerdem das Randow­bruch kreuzen zu müssen. Alle diese Umstände haben zum Aufblühen und zur Bedeutung des Ortes beigetragen.

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Die günstige Lage und die Straßenübergänge machten Schwedt natürlich auch zu einem strategischen Punkte ersten Ranges, so daß es vom Mittelalter bis weit in die Neu­zeit hinein als Feste und Lager kriegerische Verwicklungen erlebt hat mehr zum Schaden, als zum Nutzen der Stadt.

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1) Angerm. Heimatblätter 1924, Nr. 11. Die Funde im Uckermärkischen Museum zu Prenzlau . 2) Thomae S. 18.