Schwedt(Geſchichte). 203
die in der Gegend andauernden Kampfhandlungen) eine ſchwere Benachteiligung der Stadt. Das 15. Jahrhundert iſt ſonſt in der Mark die Zeit eines gewaltigen Aufſchwungs der Städte. Während anderswo die kleinen dunklen Kirchen der romaniſchen und früh— göotiſchen Epoche hohen lichten ſpätgotiſchen Hallenkirchen weichen, feſte Mauern mit Weichhäuſern, ragenden Türmen und trotzigen Toren entſtehen, geſchieht in Schwedt nichts dergleichen. Zu einem Ausbau der Stadtkirche fehlten die Mittel, auch war wohl infolge des Rückganges der Bevölkerung kein Bedürfnis nach einem größeren Gotteshauſe vorhanden. Kein kunſtvoll aufgeführtes Tor kündet von ſtolzem Bürgerſinn, eine ſchlichte Mauer ohne Weichhäuſer dient mehr Zoll- als Verteidigungszwecken. Wie groß der Niedergang war, erkennt man aus urkundlichen Belegen von 1515. Die verheißungsvollen Anfänge der Askanierzeit erfüllten ſich nicht, Schwedt ſank zum Rang einer Mediatſtadt herab. Vorher hatte ſchon die zeitweilige Verlegung des Zolles nach Oderberg und Gartz?) weiter zum Sinken der Stadt beigetragen. Auch befanden ſich jetzt beide Oderufer in verſchiedenen Händen, Pommern und Deutſcher Orden 3), fo daß hier eine Kommunikation über die Oder nicht mehr die entſchei
Abb. 120. Hauptſiegel der Stadt Schwedt, an einer Urk. von 1337(6StA., Voßbergſche
dende Bedeutung wie in älterer Zeit haben mochte. Sammlung). Als Inhaber der Burg begegnet uns in Umſchrift: f S’oBVRGENCIVMo J brandenburgiſcher Zeit(1330) Bertram v. DEoSWETo
Greiffenberg„mit deme Slote tu Zweth“ h. Die Pommern ſetzten hier ihre Vaſallen ein; die v. Ramin(1423, 1436) wechſeln mit den v. Lindſtedt(1428) als Pfandinhaber, Hauptleute oder Vögte s). Zur Burg ge: hörten eine Reihe von Dörfern als Pertinenz. Die Stadt ſtand in ſtarkem Abhängigkeitsverhältnis zu ihr; Abmachungen mit den Bürgern?) betreffen faſt nur Holzung und Fiſcherei und laſſen dieſen Erwerbszweig als Hauptſache erſcheinen. Das läßt auf Über— wiegen der wendiſchen Fiſcherbevölkerung ſchließen. Es begegnen jedoch auch die deutſchen Namen Cratz, Brugge, Schroder, Stock und Coppinꝰ). Im Zuſammenhang mit dem Wechſel der Landesherrſchaft ſteht auch der des Siegels
I) Pomm. UB. VI 84; Riedel BI 476. 477.
) 1319 bis 1321. Riedel BI 470; Pomm. UB. VI 66.
3) Über Grenzſtreitigkeiten bei Schwedt ſiehe Riedel A XVIII 324. 164(1406. 07).
B II 62.
5) A XIX 322(1423), 339(1436); v. Raumer Cod. I 104, 6) v. Raumer Cod. I 104. 105. 7) Riedel A XIX 322,