Teil eines Werkes 
Bd. 3, Teil 3, H. 6 (1931) Stadt Schwedt, Stadt Vierraden, Amtsbezirke Herrschaft Schwedt und Criewen / bearb. von Paul Eichholz und Otto Korn
Entstehung
Seite
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208 Schwedt (Geſchichte).

Gatow und Schwedt !. Es beſtand bis zum April des Jahres und bildete einen Haupt­waffenplatz der ſchwediſchen Armee, von der es einen großen Teil beherbergte. Die Schweden wurden von den Kaiſerlichen abgelöſt, dieſe wieder von den Branden burgern. Man erinnerte ſich, von 1627 bis 1643 in Schwedt 32 Durchzüge, Kontributionen und Einquartierungen erlebt zu haben,do fortt und fortt feindt kegen feindt bey Görtz (Gartz ) und dero örtter ſo wohl alhier zu Schwedt logiret und unterſchiedlich ſcharmutziret. Das größte Unglück geſchah am 19. Oktober 1637, als die Stadt von Baner mit Brand: kugeln beſchoſſen wurde und ſamt dem Schloß in Flammen aufging, ſo daß ſiebis in grundt verderbet wurde. Die geplagten Einwohner verließen die Stadt und drei Jahre hindurch ſtand ſiegantz wüſte. 1640 ſiedelten ſich wieder einige Bewohner an, unauf hörliche Kontributionen vertrieben ſie wieder. Als 1643 die kurfürſtlichen Kommiſſare Hans Königk, Andreas Fehlow(Amtmann zu Schwedt ) und Georg Weichold die Stadt beſichtigten, fanden ſie nur 26 Bürger anweſend. Es waren 3 Ratsperſonen, 8 Bäcker, 2Brauer, 6 Ackerleute, ein Kürſchner und je ein Böttcher, Tagelöhner, Schneider, Schuſter, Tiſchler und Töpfer. 25 Häuſer waren bewohnt, 30 öde und wüſt undin großer Bau fälligkeit; 160 wüſte Brandſtätten wurden gezählt. Der einſtige Wohlſtand ſchien auf immer dahin; über 3000 Taler Schulden laſteten außerdem auf der Stadt. Zugvieh, Saat- und Brotkorn hatten mitleidige Nachbarn geliehen. Nicht genug damit, drohte 1647/48 erneute Kriegsgefahr; ſchwediſche Offiziere und Ingenieure beſichtigten von Stettin aus die verfallenen Schanzendiesſeit und jenſeit der Oder beim Schwedtſchen Tham und das alte Schloß in Vierraden . Es bedurfte des energiſchen Vorgehens der Kurfürſtin Eliſabeth Charlotte, zu deren Wittum Schwedt 1640 0 gehörte, um das Unheil abzuwenden). Nur langſam erfolgte der Wiederaufbau. 1648 waren ſchon wieder 140 Bürger vorhanden, doch lagen noch große Teile der Stadt in Schutt und Aſche. An Stelle des verbrannten Schloſſes wurde von Degen ein neues Amtshaus errichtet. Vierraden , Berkholz, Blumenhagen und Hohenfelde , die Vorwerke Meyenburg und Monplaiſir, endlich in der Neumark Nahauſen und Niederſaathen gehörten zum Amte. 1647 wurden die Einwohner vor den noch immer andauernden Kontributionen beſonders geſchützt. Die Einnehmer ſollten darauf achten, daß die Bewohnernicht mehr als des Herrn Kommiſſars von Buch Untertanen zu Stolpe beſchatzt würden, auch ſollte auf das, was die Einwohner an Vieh, Brauerei, Handwerk und anderer Nahrung hätten,gute Achtung gegeben werden. Drückende Geldverlegenheit zwang den Kur fürſten, das Amt 1664 an den Grafen Guſtas Adolph v. Varrensbach gegen 25 000 Taler auf 6 Jahre zu verpfänden). Bedrückungen durch die gräflichen Beamten waren die

9 Andere Verſchanzungen deckten Schwedt von Süden her(Mühlenberg), während Schiff brücken und befeſtigte Brückenköpfe(Schanzen bei Niederkränig ) den Übergang ſicherten.

) Bericht vom 16. Juni 1643. GSIA, Rep. 21 Nr. 143.

3 Ebenda. Vorher war Schwedt Sitz der Kurfürſtin Anna, Witwe Johann Sigismunds, geweſen(1619 265).

4) Nach feinem Siegel(roter Wechſelzinnenbalken in Silber) gehörte er zu dem eſthländiſchen, urſprünglich weſtfäliſchen Geſchlechte v. Fahrensbach. Vgl. Gritzner, Wappenbuch der Oſtſeeprovinzen,