Vierraden(Geſchichte).
Mühle und Burg.
Die alte Heer und Handelsſtraße aus dem Sachſenlande nach der Oſtſee— die via regia(Königsweg)— die von Schwedt über Hohen-Reinkendorf und Tantow nach Stettin führte, benutzte von Schwedt an eine Talſandterraſſe und überſchritt die Welſe an der Stelle, wo eine Sandbarre eine Furt im Fluſſe bildete. Auf dem Nordufer tritt eine mäßige Erhöhung in der ſonſt ganz flachen, dem Hochwaſſer ausgeſetzten Gegend bis an den Fluß heran. An dieſer Furt lag ſeit alter Zeit n) eine Mühle mit vier Rädern oder Gängen, danach Vierraden-Mühle genannt. Im Jahre 1265 überwies Herzog Barnim J. von Pommern dem Ziſterzienſer-Nonnenkloſter vor Stettin 31% Wiſpel Roggen aus der„Untermühle an der Welſe“(in molendino inferiori super Welsnam erga civitatem Scwet sito, Pgenm. UB. II 135). Da 1250 die Welſe zur Grenze zwiſchen Brandenburg und Pommern beſtimmt worden war, muß alſo das Gebiet der Mühle bei dieſer Grenzfeſtſetzung pommeriſch geblieben ſein. Dieſe Mühle iſt die Keimzelle der nachmaligen Anſiedlung, nach ihr kurz„Vierraden“(to den vier raden 1311, de Verrade 1331, manchmal auch nur Raden, lat. ad quattuor rotas) genannt. Bis gegen das Ende des 13. Jahrhunderts ſtand ſie hier allein(1269 bis 1289 wird nur die Mühle genannt), dann geſellte ſich zu ihr auf dem Nordufer der Welſe, die obengenannte kleine Erhöhung benutzend, eine pom merſche Burg, das„Hus“ oder„Sloß“ Vierraden, die frei: lich erſt 1325 zum erſten Male urkundlich erwähnt wird(Pomm. UB. VI 31 7/8) 3. Die Befeſtigung dieſes Welſepaſſes ſteht natürlich im engſten Zuſammenhange mit der des benachbarten Überganges bei Zweiraden(vgl. Neue Mühle⸗-Zweiraden S. 262f.). Da der Abbruch der dortigen Burg ſchon 1302 verfügt wird, müſſen wir die Anlage beider Burgen ſpäteſtens in die neunziger Jahre des 13. Jahrhunderts ſetzens).
Ein Bild dieſer kleinen beſcheidenen Grenzfeſte überliefert uns eine(vielleicht etwas ſchematiſche) Zeichnung aus dem Jahre 1478(GStWA. Rep. 78 Nr. 27): das Schloß beſteht aus einem runden Turm innerhalb eines von der Welſe geſpeiſten Grabens. Küche, Back- und Brauhaus befanden ſich innerhalb der Ringmauers). So mit allem Nötigen verſehen, konnte die Burg auch mit kleiner Beſatzung in ihrer ſchier unangreif— baren Lage in Dickicht und Sumpf als Sperrfort und Rückhalt für ein Feldheer dienen. Als Grenzfeſte gegen Brandenburg angelegt, hat ſie ſich wohl zuerſt in den Wirren um die Uckermark bewährt, die dem Ausſterben der Askanier 1320 folgten. Es kann nicht
1) Indeſſen möchten wir doch(gegen Berghaus) kein allzuhohes Alter der Mühle annehmen. Eine ſo bedeutende techniſche Anlage dürfte ihre Entſtehung doch den Deutſchen, nicht den Slawen verdanken. Der noch 1265 auftretende Name Untermüßhle beweiſt, daß von einer urſpr. ſlawiſchen Benennung„TsSchetyre kolessa“ nicht die Rede fein kann.
2) Vgl. dazu Pm. UB. VI 152; auf pommerſcher Seite büßte 1322 Heinrich v. Zagenitz in Kämpfen„ante quattuor rotas“ ein Pferd ein.
3) Hiernach wäre die Nachricht von Kantzow, daß die Burg V. 1321 vom Herzog Heinrich von Mecklenburg gegründet ſei, zu berichtigen. Vgl. auch v. Medem a. a. O. 114.
4) v. Raumer, Beitr. z. Kriegsgeſch. der Churmark Brandenburg im 15. Jahrh. in Ledeburs Allg. Archiv f. d. Geſchichtskunde des Preuß. Staates I(1830 S. 254 ff, mit Lithogr. der Zeichnung.
5) Riedel A XIII 385(Inventar von 1479.