Teil eines Werkes 
Abth. 1 (1862) Handschriften / von F. Lebrecht
Entstehung
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ten vor 1100 aus Babylonien waren wohl wenig in Frankreich und Deutschland bekannt, während sie im arabischen Spanien und in Unteritalien, wo man den ebenfalls unter Arabern leben­den Geonim näher stand, sowie in Nordafrika schon mehr ge­kannt waren. 1) Vom 12. Jahrhundert ab hören wir häufig von diesen Handschriften sprechen. Offenhar hatten die Kreuzzüge, die gewiss nicht zu Gunsten des Talmud unternommen wurden, die vielmehr zu seiner Vernichtung so viel thaten, doch grade An­theil an der Bekanntwerdung jener alten Handschriften, theils unmittelbar, theils mittelbar. Unter der gemachten Beute der Kreuzfahrer waren auch morgenländische Bücher, die nach Eu­ ropa kamen, und der durch die Kreuzzüge eröffnete Verkehr mit dem Morgenlande, an welchem sich Juden lebhaft betheilig­ten, machte diese mit den östlichen Brüdern und deren wissen­schaftlichen Schätzen dauernd bekannt.

w§. 15.

Spanische Handschriften.

Spanien unter der milden und aufgeklärten Herrschaft der Araber war seit der zweiten Hälfte des zehnten Jahrhunderts das neue Vaterland für die jüdische Wissenschaft, welche hier vielseitig, und wie in neuer, verbesserter Auflage hervortrat, in­dem die Juden hier mit den Mauren in Weltweisheit, Kunst und schriftstellerischem Fleisse siegreich wetteiferten, und ihre daraus gewonnene sinnig klare Methode selbst für den Talmud nützlich machten. Das Talmudstudium ward durch die Spanier veredelt, und Männer wie Jsac Alfasi und Moses Maimonides bleiben von Seiten ihrer graden Denkweise, klarer Auffassung und ge­ordneter Gelehrsamkeit unerreicht. Wenn nun schon bei der verbreiteten Gelehrsamkeit dieses Landes die Handschriften sorg­fältiger gearbeitet waren, so traten noch die Vortheile hinzu, dass man stets im gelehrten Austausch und Verkehrs- Zusammen­

1) Serachja Ha- Levi im Maor( um 1150) macht zuerst häufigen Gebrauch von den Exemplaren der Geonim, und selbst er kennt den als Gaon betrachteten Chanannel aus Nordafrika nur vom Hörensagen. So zu Tractat Succa c. 1.:

Raschi kennt diesen vielbewunderten ושמעתי כי נמצא בפירושי ר"ח ז"ל...

R. Chanannel gar nicht( nur ein späterer Zusatz in Baba Bathra hat seinen Na­men), dagegen macht sein( Raschi's) Enkel Samuel b. Me- ir desto häufigern Gebrauch von den Commentaren des Chanannel und dessen Lesarten im Tal­mudtexte. ( 838)