Teil eines Werkes 
Abth. 1 (1862) Handschriften / von F. Lebrecht
Entstehung
Seite
34
Einzelbild herunterladen

34

blühte um's Jahr 1020 in Kairowan , wo sein Vater den Lehr­stuhl des Talmud gegründet. Chanannel ist in Spanien durch Alfasi zuerst bekannt geworden, und im übrigen Europa durch Nathan b. Jechiel , welcher ihn im Aruch grade 100 Mal nennt, ausserdem aber sehr oft dessen Erklärungen anonym giebt.

Von Chanannel sind Commentare zum ganzen Talmud, oder zum grössten Theil desselben geschrieben, und unzählige Male führen die Tosafisten und Samuel b. Me- ir ,, Lesarten" ( NO) von ihm an. Es wäre demnach schon hieraus zu schlies­sen, dass er den Text geschrieben, oder approbirt hat, an welchen seine Commentare angefügt waren. 1) Aber es ist fast bis zur Evidenz von Rapoport wahrscheinlich gemacht, dass Chana­ nel den Talmud, so wie sein Nachfolger Alfasi , im Auszuge gegeben. Er kann daher mit vollem Rechte zu den berühmte­sten Fortpflanzern des Talmudtextes gezählt werden.

Sein Mitbürger R. Nissim 2) stand in lebhaftem Gelehrten­Verkehr sowohl mit den morgenländischen Geonim, als mit den Häuptern der spanischen Schule, und auch er trug dazu bei, den Talmud kritisch zu beleuchten. Lesarten werden zwar weniger in seinem Namen angeführt, aber er hat eine Einleitung und Com­mentar zum Talmud geschrieben, welche bald unsere Lesarten bestätigen, bald ändern. 3)

§. 26.

Nathan b. Jechiel. 4)

Der Verfasser des ersten und noch nicht übertroffenen Le­xicons zu beiden Talmuden und den Midraschim blühte am

in der hebr. Zeitschrift Bikkure Ha- Ittim Jahrg. 1832. Weil Chanannel in Frankreich zuerst durch den grossen Römer Nathan b. Jechiel bekannt wurde, nannte man ihn und 17. Der erste, der ihn so nannte, war der in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts blühende Samuel b. Me- ir im Commentar zu Tractat Baba Bathra. Der angebliche Naus Rom" ( Baba Bathra 31) verdankt seine Existenz einem Druckfehler. In den Venet. Ausg. steht, welches dem schon näher kommt, aber in der Lubl. Ausg. 1576, welche eine alte Handschrift benutzt hat, steht deutlich

1) S. unten§. 28 S. 37 n. 2.

"

"

2) Gleichfalls von Rapoport 1. c. biographisch u. literar- historisch beschrieben. 3) Vgl. seinen von Goldenthal herausgegebenen Schlüssel" zum Talmud. Wien 1847. Auf Blatt 13 z. B. wird ausdrücklich gesagt, dass die oben angeführte Geschichte aus Tr. Berachoth 8, b ihm von R. Chuschiel mitgetheilt worden sei, als eine Tradition. Sie stand also nicht im Texte.

4) Ueber das Leben, den Standpunkt und die grossen Verdienste dieses Ge­