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unpatriotisch und zum grössten Nachtheile der Wissenschaft, dem Pabste. 1) Aber nicht dieses einzige Exemplar des Talmud war Heidelbergs Stolz. Die berühmte Palatina hatte viele wenigstens 30 Codices dieses Werkes, die alle nach Rom geschleppt wurden, und wir haben daher unten bei Rom es nur mit den Schätzen Heidelbergs zu thun, welche unrechtmässig in der ewigen Stadt festgehalten werden. Unsere Regierung, welche sich SO sehr um die Rückgabe eines Theiles des Heidelberger Schatzes verdient gemacht hat, findet bei der bevorstehenden Anerkennung des Königreichs Italien Gelegenheit, den neuen Herrn Roms zur Herausgabe des dort zurückgebliebenen Restes zu bewegen. Sollte die Bemühung Preussens beim König Ita liens Beistand nöthig haben, so wird ihn gewiss der erlauchte Nachfolger des Herzogs Maximilian, eine historische Schuld sühnend, erfolgreich leisten. Preussen darf um so wärmer der Zurückführung des geschriebenen Talmud aus dem päbstlichen Exil das Wort reden, als, wie wir gesehen haben, in seinen Bibliotheken verhältnissmässig so wenig Reichthum in diesem Fache vorhanden ist.( S. unten Rom .)
§. 41.
VI. Karlsruh.
Ist nach der Universitäts- Stadt des Grossherzogthums Baden der Talmud von der Hand eines Judenfeindes gekommen, so kam ein solcher nach der Residenz desselben Landes von der Hand eines Judenfreundes, des berühmten Johann Reuchlin ( s. oben§. 33). Pinner hat diesen Codex auf der grossherzoglichen Bibliothek verglichen und beschreibt ihn kurz in der Vorrede zu seiner Ausgabe des Tractats Berachoth S. 9. Es ist ein Band in Folio auf Pergament und enthält den Tractat Synhedrin in Quadratschrift, und ist wahrscheinlich aus dem 12. Jahrhundert. Es fehlen die ersten( gedruckten) 19 Blätter und ebenso 35, b- 40, a. In der Lücke beruft sich eine Bemerkung auf den Anfang des Tractats Horajoth, wo sie ausgefüllt sei; ein Beweis, dass der Codex früher noch wenigstens den letztern Tractat enthalten haben mag. Auf dem ersten Blatte steht von Reuchlin's
1) Die deutschen und mehre klassische Handschriften sind nach dem Frieden von Paris , durch Einwirkung Preussens namentlich, vom Pabste zurückgegeben worden. Die hebräischeu Handschriften sind, soviel wir wissen, in Rom geblieben.
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