Teil eines Werkes 
Abth. 1 (1862) Handschriften / von F. Lebrecht
Entstehung
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Worte folgen, welche ihn mit der Thatsache bekannt machen, dass unter den 453 hebräischen Handschriften, welche, ausser den 49 Urbinaten, im Vatican liegen, 287, sage zweihundert sieben und achtzig, aus der berühmten pfälzischen Bibliothek stammen! Es sind die besten der römischen Handschriften, viele noch heute ungedruckt,( z. B. no. 126 und 128 Commentare des R. Chananel), mehre Unica, und von einunddreissig( 57 Tractate enthaltenden) Handschriften des Talmud, gehören sieben und zwanzig der deutschen Bibliothek und ebenso die 4 Exemplare des Alfasi . Diese 287 Handschriften aber ent­halten fast alle mehre verschiedene Schriften( die no. 171 z. B. enthält 42 Piecen), so dass sie zusammen wenigstens 1500 Werke umfassen d. h. mehr hebräische Handschriften, als manche stolze Bibliothek Druckwerke. Assemani bezeichnet diese Hand­schriften mit den Worten: olim Palatinus". Gleich beim ersten Codex des Katalogs werden wir nach Heidelberg versetzt 1), und Assemani giebt hier die Erklärung zu dem noch 286 Mal folgenden olim Palatinus". Er sagt: olim Palatinum( volumen), sive ex manuscriptis codicibus celeberrimae Bibliothecae Heidel­bergensis Electoris Palatini ad Rhenum, quam, Heidelberga capta, Maximilianus, Bavariae Dux, Friderico Quinto Electori detraxit, et Gregorio XV- Pontifici Maximo per clarissimum virum Leon em Allatium, A. 1623 obtulit..." Noch wohlgefälliger nennt er in der Vorrede( XXIII) das Donum Maximiliani nobiles Heidel­bergicae victoriae manubias", und es sind wirklich edle Stücke, die wieder in das Vaterland zurückzuführen auch edel und zu­gleich ein grosser Dienst für die Wissenschaft wäre. In Rom werden sie, selbst bei veränderter Verfassung des Kirchenstaats, doch niemals so freisinnig zur Benutzung dargeboten und so gründlich benutzt werden können wie im gelehrten Deutschland 2),

1) Es ist der Pentateuch auf einer Pergamentrolle von 180 Fuss Länge und zwei Fuss Breite und vor dem 11. Jahrhundert geschrieben. Offenbar eine ge­raubte Synagogenrolle. Der Raub rächt sich hier, indem ihn der katholische Priester triumphirend, als die erste Trophäe aus dem Siege über die Ketzer zur Schau stellt.

2) In dem Schreiben des Fürsten Hardenberg an den römischen Staats­secretair Consalvi vom 31. October 1815, worin der preussische Minister die deutschen Handschriften für Heidelberg zurückfordert, sagt er, diese Handschriften wären ja nach Inhalt und Sprache fremd und ohne Interesse für Rom ,( aus dem diplomatischen ins deutsche übersetzt es Wilken: sie seien für die Römer wie für Harlekin der gefundene Brief!) während sie für Deutschland von grösster