Teil eines Werkes 
Abth. 1 (1862) Handschriften / von F. Lebrecht
Entstehung
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und in Rom bleiben sie auch stets ein Denkmal der Zerrissenheit Deutschlands und ein Flecken für den Patriotismus des berühm­ten Baierfürsten. 1)

§. 50.

Rom ( Fortsetzung).

di 19dt

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Fragen wir, woher und durch wen sind die vielen und so herrlichen Handschriften in die Bibliothek eines so kleinen Landes wie die Kurpfalz gekommen, so bleiben die Urkunden der Heidel­berger Bibliothek stumm. Da es aber zu wissen höchst nöthig ist, aus welchem Lande ein Codex stammt, namentlich wie wir öfter gesagt, bei Handschriften des Talmud, so müssen wir hierbei noch einige Worte uns gestatten:

Der Kurfürst Otto Heinrich( reg. von 1556-59) hatte auf einer in seiner Jugend unternommenen Reise( etwa um 1530) viele morgenländische und griechische Handschriften angekauft, 2) darunter Abulfeda's geographische Tabellen für 1000 Thaler, ,, und ohne Zweifel war die Erwerbung der meisten von den 289 Arabischen, Syrischen und Hebräischen Handschriften, womit sich die vatikanische Bibliothek aus der Pfälzischen bereicherte, die Frucht der jugendlichen Begeisterung Otto Heinrichs für Reli­gion und Wissenschaft." So Wilken, der alle morgenländischen Handschriften der Palatina in Rom mit 289 angiebt, während ich bei sorgfältiger Vergleichung im Assemani hebräische allein 287 gefunden. Die Vermuthung Wilkens, dass dem genannten Fürsten die Erwerbung der hebräischen Handschriften zuzuschreiben sei, lässt sich, durch den schon angedeuteten Umstand, dass Reuch­lin nichts vom Talmud gewusst(§. 34) sichtbar begründen.

Wichtigkeit wären. Aehnlich kann man von den hebräischen Codices sprechen. S. Wilken, Geschichte der Heidelb. Büchersammlungen S. 248 u, 549 ff.

1) Eine eigenthümliche Nemesis strafte den unrechtmässigen Besitzeswechsel dieser Sammlung. Der christliche Gründer beraubte die Juden, dafür beraubte der katholische Fürst wieder den evangelischen, dafür wieder raubte der evange­lische Gustav Adolph die Bibliothek des katholischen Fürsten in Mainz , und die Ostsee raubte wieder den geraubten Schatz. Rom traf erst im Jahre 1797 die Vergeltung, indem ihm die Franzosen seine kostbarsten Kunst- und wissen­schaftlichen Schätze nahmen, darunter einige aus der Palatina, und als es mit Hülfe der deutschen Bajonette im Jahre 1815 sein Eigenthum aus Paris zurück erhielt, musste es seinerseits auch zurückgeben, leider nur einen Theil! Siehe

unten.

2) Wilken 1. c. S. 119.