Teil eines Werkes 
Abth. 1 (1862) Handschriften / von F. Lebrecht
Entstehung
Seite
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§. 53.

Rom ( Fortsetzung).

A

Bei Heidelberg- Rom ist bereits gesagt worden, dass die Deutschen Regierungen noch eine Pflicht zu erfüllen haben; auch ich habe der edlen Palatina gegenüber eine Pflicht zu er­füllen, die Pflicht, berichtigend mitzutheilen, dass durch eine wunderbare Verkettung von Ereignissen in der That 26 Tractate, seit 57 Jahren Heidelberg wirklich zurückgegeben sind, oder, wie zu fürchten ist, zurückgegeben sein könnten, aber durch ein bedauerliches Versehen des Abgeordneten der Heidelberger Universität diesem entschlüpft sind, nachdem er sie schon ganz in der Hand gehabt. Die Siege des Generals Bonaparte im Jahre 1797 und die Niederlage des Kaisers Napoleon mussten sich verbinden, um die edlen Palatinenser heimführen zu können; der Sieg Bonaparte's führte sie von Rom weg, und sein Sturz konnte sie nach Heidelberg zurückführen:

Im Frieden von Tolentino, 1797, wurde bedungen, dass der Pabst 500 Handschriften, nach Auswahl französischer Kommis­sarien, aus dem Vatican an Frankreich abtrete. Aus den hebräi­schen Codices wählten die republikanischen Bevollmächtigten 20, und darunter die 8 talmudischen 76, 109, 110, 111, 115, 116, 120, 121( in der Recensio" sind die no.'s 111 und 115 vertauscht), Unter den 500 mit den oben angegebenen 26 Tractaten. 1)

1) Wir sehen dies aus einem in Leipzig bei P. G. Kummer 1803 erschie­nenen Buche unter dem Titel: Recensio manuscriptorum codicum, qui ex.... Vaticana selecti jussu Dni. Nri. Pii VI. P. M..... Procuratoribus Gallorum... traditi fuere. Das 151 Seiten starke Buch nennt keinen Verfasser, hat keine Vorrede und fängt mit den Worten an: Ex Hebraicis IV. Offenbar ist es, wie das ,, Dni. Nri." bezeugt, blosser Abdruck aus einem zu Rom erschienenen Verzeichniss; und doch schätzten sich die päbstlichen Kommissarien im Jahre 1815 glücklich, als sie von Wilken in Paris auf das sonderbare Leipziger opusculum aufmerksam gemacht und damit versehen wurden. Es war ihnen ganz unbekannt und um so willkommener, als sie gar keinen andern Anhaltspunkt von Rom aus hatten für ihre Rückforderung der 500 Handschriften. Ja, sie schätzten die Mittheilung Wilkeu's so hoch, dass sie, dankbar, sich bereit erklärten, die Rückgabe der geforderten unter den 500 Handschriften befindlichen 38(!) Palatinenser beim Pabste zu befürworten. Einer der 3 römischen Kommissarien war der berühmte Bildhauer Canova, dessen besonders freundliches Entgegenkommen bei der Ver­handlung Wilken sehr rühmt. Letzterer führt in seinem öfter genannten Buche sonder­S. 239 den vollen, zehn Zeilen langen, Titel des leipziger Büchleins an, barerweise lässt er die Wörtchen Dni. Nri." aus, welche bibliographisch ent­scheidend sind.