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Handschriften waren sicherlich wenigstens 51 aus der Palatina. Aber die Recensio" hat nur bei den griechischen und lateinischen ( S. 76 u. 120) die Ueberschrift: ,, Ex... Bibl. Palatinae", bei den hebräischen fehlt die Angabe gänzlich und vielleicht zum ersten Male erfährt der Leser durch meine Vergleichung mit der Beschreibung Assemani's die staunenswerthe Thatsache, dass Wilken, der Abgesandte der Heidelberger Universität, vielleicht durch damalige Unmöglichkeit, den Assemani( den er doch mehrmals anführt) zu vergleichen, der Bibliothek mindestens dreizehn hebräische Codices weniger gerettet. 1) Der Schauplatz dieses Uebersehens von Seiten eines sonst so sorgfältigen Forschers ist Paris unter der glorreichen Herrschaft der Deutschen .
Die hebräischen Handschriften lagen traulich neben ihren Heidelberger Mitbürgerinnen in Paris von 1797 bis 1815. Als aber die Besieger Napoleons im letztgenannten Jahre alle von den Franzosen in frühern Kriegen geraubten Kostbarkeiten der Wissenschaft und Kunst zurückforderten, da war der Pabst, obgleich nicht in der ersten Reihe der Besieger stehend, einer der ersten, die verlorenen Schätze zu reclamiren. Er wurde dabei namentlich von Preussen unterstützt; aber nun trat auch die Universität Heidelberg auf und machte geltend, dass die römische Regierung, wenn sie zurückfordern will, billig auch zurückgeben muss, und auch hier trat die preussische Regierung thatkräftig und erfolgreich auf. Aber die Universität forderte unbegreiflicher Weise, wahrscheinlich mit blosser Benutzung der mangelhaften ,, Recensio", nur 38 von dem halben Hundert Palatinensischer Handschriften 2) und diese wurden, nach einigen Schwierigkeiten, dem preussischen Gouverneur von Paris , General Müffling , bis zum Austrag der Sache in Verwahrung gegeben. ³) Besonders warm verwendeten sich die Staatsminister v. Humboldt und v. Altenstein, und ihnen schloss sich auch der
1) Es sind nämlich die biblischen Codices no. 4, 5, 6, 9, 38, 76 sicher aus der Palatina, wobei no. 76 zugleich die Psalmen und den genannten talmudischen Tractat enthält. Es sind demnach bei den 20 nach Paris gebrachten Hebraica mindestens 13 Palatinenser. Die übrigen 7 sind zweifelhaft.
2) Wilken hielt ganz besonders treu zu der Zahl 38. Der römische Bevollmächtigte Ritter Canova schreibt in seinem Briefe vom 3. October einige Male aus Versehen 39, aber stets verbessert W. in Parenthese:( 38).
3) Die römischen Kommissarien wollten Anfangs die Handschriften nur der englischen, nicht der preussischen Regierung in Verwahrung geben, weil sie meinten, Heidelberg sei eine preussische Stadt!