Teil eines Werkes 
Abth. 1 (1862) Handschriften / von F. Lebrecht
Entstehung
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und spricht stets nur von den 38, und offenbar ist die Thatsache ihm entgangen.

Wir haben demnach drei Möglichkeiten: Entweder sind die andern Palatinenser gar nicht aus Rom nach Paris gekommen; oder sie sind 1797 dahin und 1815 wieder nach Rom zurück­gekehrt, oder endlich sie sind im Jahre 1816 von Paris nach Heidelberg gebracht worden. Erster und dritter Fall ist unwahr­scheinlich, der zweite Fall leider höchst wahrscheinlich. Wie mussten dann die Priester- Custoden in Rom sich ins Fäustchen gelacht haben, als man ihnen den längst aufgegebenen Raub wieder über die Alpen brachte, der schon dem rechtmässigen Besitzer zugesprochen war, und wie mussten sie über die Be­scheidenheit der deutschen Reclamationen gespottet haben! Der Schaden und der Spott würden eine Strafe sein für die her­kömmliche Sitte auf deutschen Bibliotheken, die hebräischen Schriften mit einer gewissen Gleichgültigkeit zu behandeln, und ihnen nicht die gebührende Sorgfalt und den kundigen Aufseher zuzuwenden. Die Juden im Staate sind mehr oder weniger bür­gerlich gleichgestellt, aber die Bücher ihrer Vorfahren auf Biblio­theken sind noch nicht emancipirt, und oft klassischen Lappalien des Heidenthums nachgestellt! Wilken rühmt die scharfe Vorsicht der Väter der Heidelberger Universität, welche im Jahre 1391 von dem Bücherraube der Juden Einen Talmud für die zukünftige Blüthe des Studiums der hebräischen Sprache zu­rückbehielten; aber er selbst hat es an scharfem Nachsehen fehlen lassen, um von dem Bücherraube der Christen Heidelbergs mehre Talmud - und Bibel- Handschriften zu behalten. Es ist in seinem Werke keine Rede von aus Paris zurückgebrachten he­bräischen Büchern, er schweigt total über die unter den Vaticani­schen 500 Handschriften aufgezählten 20 Hebraica, und die Ver­waltung der Heidelberger Bibliothek wird den verwunderlichen Vorgang aufklären können. to ustal gia nebrijw

Das ist( nachträglich zu Heidelberg ) die merkwürdige, aber noch unklare Geschichte von 26 Talmud - Handschriften. Viel­leicht(?) prangen sie jetzt in den Schränken der alten Palatina, nur trauernd, dass sie noch von ihren in Rom zurückgeblie­benen Schwestern getrennt sind. Vielleicht schlägt auch für diese die Stunde der Erlösung bald. 1) Wir sagen, Erlösung,"

1) Unerklärlich wäre, dass Pinner, welcher ausgezogen war, um Talmud­Handschriften aufzusuchen, und wohl auch in Heidelberg suchte, nichts von diesen