Teil eines Werkes 
Abth. 1 (1862) Handschriften / von F. Lebrecht
Entstehung
Seite
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Die Toseftha gleichzeitig mit dem Talmud, aber seltsamer­weise dem Alfasi beigegeben, 1) bei Daniel Bomberg erschie­nen, hat wie jener die zwei Correctoren Chija Me- ir und Jacob b. Chajim gehabt. Ersterer entsagt allen eigenen Emendationen in seinem Manuscript, während der letzere sich seiner Kühnheit im Berichtigen des Vorliegenden rühmt. Von ihm rührt wenig­stens die Ordnung Teharoth her, wie er in einer Nachschrift am Ende der Bombergischen Talmud- Ausgabe sagt. 2) Er wie der andere Corrector klagen beide üder die fehlervolle Hand­schrift, nach welcher sie in Mangel einer bessern drucken lassen müssen, und während der Eine seinen gegebenen Buchstaben unerschütterlich treu bleibt, wechselt sie der Andere mit Leich­tigkeit wie später seinen Glauben! Bei solcher Sachlage, und besonders nach der Angabe der Correctoren hinsichtlich der Mangelhaftigkeit des Exemplars ist die Sorgfalt für die neuen Herausgeber geboten, und der Besitz einer so vollständigen Hand­schrift wie die Wiener ein besonderes Glück. Mancher wahre Freund der talmudischen Wissenschaft mochte sich bei der Nach­richt vom Dasein dieser kostbaren Handschrift einer rührenden Geschichte aus dem dritten Jahrhundert erinnern, aus der Zeit in welcher eben das Corpus der Toseftha sich sammelnd ent­wickelte: Man sah nämlich den eintretenden R. Abahu auf­fallend vor Freude glänzen und Alle glaubten, er habe einen Schatz gefunden; als man ihn aber nach dem Grunde seiner Hei­terkeit frug, antwortete er: Ich habe eine alte Toseftha gefunden!" ( Jerusch. Schekalim Cap. 3.§. 3) Dass die Toseftha in vielen Stellen wörtlich in den Talmud aufgenommen ist, weiss der kun­

1) Die Toseftha gehört noch weniger zum Alfasi , als der 77, welchen letztern schon 1558 Joseph Oettling und Jacob Marcario vom Alfasi trennten. S. die Vorrede zur Ausg. des Mordechai, Riva di Trento 1558. Die geeignetste Nachbarschaft der Toseftha wäre die Mischna .

2) Dieses Epigraph ist wiederholt in der Justinianischen Ausgabe mit der merkwürdigen Andeutung, dass Jakob b. Chajim Exjude gewesen sei:

שהיה שמו לפנים בישראל יעקב בר חיים... ולפי שאמר החכם קבל האמת Dasselbe deutet Elias Levita etwa.ממי שאמרו ראינו להדפיס דבריו פה

an, und zwar mit

10 Jahre früher( 1538) in der Vorrede zu denselben Worten, so dass man vermuthen darf, der Nachschreiber bei Ju­stiniani ist nur Nachschreiber des Levita. Es sind nur diese zwei Tauf­zeugen da, während nach ihnen weder Christen noch Juden von dem Uebertritte des gelehrten Afrikaners Etwas wissen, ja die frömmsten Talmudisten führen ihn mit dem ungetrübtesten Lobe an, und die eifrigsten Christen wie Bartolocci