rung derart einschüchtern lassen, daß er von nun an unterläßt, mit dem einzelnen Menschen zu reden?“
Ernste, sorgsame Wahrhaftigkeit, überschimmert von der Kraft und Güte eines verhaltenen Humors— der leuchtend hervortritt in doppelbödig-heiteren Anekdoten, die Peters zu guter Stunde zu erzählen weiß— und eine auf edle Schlichtheit zielende Werkkunst bestimmen den Stil seiner lyrischen und erzählenden Dichtung ebenso wie den seiner Betrachtungen, unter denen die gründliche, gerade auch das Unwägbare erhellende Einführung„Blaise Pascal, die Sternenbahn eines Menschengeistes“ einen besonderen Rang einnimmt. Peters bekennt sich in gelassenem Gegensatz zu der Auffassung einiger namhafter Zeitgenossen zu der Überzeugung, daß die Dichtung unter einem unverbrüchlichen Sollen stehe:„... sie soll dem Menschen helfen, daß er Leben und Tod recht bestehe.“
Mit der gleichen Entschiedenheit wendet sich Peters gegen die „Gedankenturnereien“ und Geziertheiten der Form wie gegen die unmündige Behauptung, Gefühl sei alles:„Darauf kommt es in der Dichtung an, das Gefühl mühevoll durch immer neue Filter des Geistes zu treiben.“ Das aber heißt nun wieder nicht: das Unwägbare herausfiltern und der Ratio das Feld überlassen; Peters sieht den Dichter im Bilde des Boten, der einen Brief zum unbekannten Herrn trägt und der gehalten ist, in der„Einfalt frommer Botentreue“ die Botschaft in seines Mantels Falten zu bergen, ohne sie neugierig und gewaltsam zu entsiegeln. Es heißt vielmehr, der Sprache Herr zu werden:„Der Dichter nimmt die Sprache nicht als ein Mittel, des Lebens Herr zu werden, sondern in der Sprache steht er in seinem eigentlichen Leben, und eher ist ihm das Leben ein Mittel, der Sprache Herr zu werden.“ Peters’ Lyrik ging— in dem ersten Gedichtbuch des Vierundvierzigjährigen,„Totenmasken“— von einer eigenartigen Beleuchtung des menschlichen Wesensgrundes durch den Schauer und die Würde des Todes aus. Sinnendes Ergriffensein von den Erscheinungen der Natur und des menschlichen Geistes und inständige Auflichtung der Dunkelheiten und Zwiespalte des Lebens in der Zeit sind-die Themen, die in den 1938, 1941 und 1948 erschienenen Sammlungen„Licht zwischen zwei Dunkeln“, „Zweierlei Gnaden“ und„Bangen und Zuversicht“ vielfältig,
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