stets von klaren und genau genommenen Motiven ausgehend, variiert werden.
Friedrich Ernst Peters’ erster, 1938 erschienener Roman,„Der heilsame Umweg“, ist eine Frucht der inneren Erfahrung französischen Wesens und Geistes, zu der ihn die Jahre der Gefangenschaft 1914 bis 1920 wie zu einer wunderbaren Fügung und zugleich einer notwendig zu bestehenden Prüfung bereit fanden. Er schildert indes nicht die eigenen Erlebnisse, sondern spiegelt sie mit künstlerischem Bedacht in den Geschicken französischer Gefangener in einem holsteinischen Dorf. Dabei entsteht zugleich ein kritisch gezeichnetes Bild der Vorkriegsgesellschaft hüben und drüben, das manche Züge enthält, die auf künftige Erschütterungen hindeuten. Durch behutsame Beleuchtung aller auszuräumenden Hemmnisse wird der heilsame Umweg zur deutsch-französischen Verständigung aufgezeigt. Aber es ist nicht deklamatorische Forderung, was dieser Roman vorbringt, sondern lebendiges Sichtbarmachen einer immanenten Wirklichkeit von menschlichen Beziehungen, von der Einsicht des Eros in Geist, Seele, Schicksal und Lebensverhältnisse— überall, wo Begegnung in einer Atmosphäre stattfindet, die zum einander Nahesein nötigt und dabei die Spannungen nicht ausschließt, sondern anregend und heilsam werden läßt.
Das gleiche Motiv klingt in der Erzählung„Zwiegesang seliger Geister“(1944) noch einmal an, nur in anderer Tonart gleichsam, wie sie die Atmosphäre der Kriegsgefangenschaft in Frankreich, die Peters selbst erfahren hat, aber auch ein ganz anderes Moment noch ergibt: die reine Erscheinung und Verkörperung der Kunst in einem frühvollendeten Zwillingsbrüderpaar. Diese beiden Knaben und jungen Männer, Jaan und Joochen, gehören zu den wunderbarsten und ergreifendsten Gestalten in der norddeutschen Literatur der jüngsten Jahrzehnte. Sie haben des Geistes und Schicksals von Mozart und Schubert einen Hauch. Die ersten Regungen des Wesens der beiden sich gleichenden und unzertrennlichen, ebenso zarten wie fest und geradlinig ihrer Bestimmung zustrebenden Jungen lassen erkennen, daß sie„Musik haben in sich selbst“, zum Entzücken der musikbegabten, von Musik durch eine schwere Jugend getragenen Mutter, zum Kummer des Vaters, eines unmusikalischen, doch in
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