Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1958) Gedichte
Entstehung
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stets von klaren und genau genommenen Motiven ausgehend, variiert werden.

Friedrich Ernst Peters erster, 1938 erschienener Roman,Der heilsame Umweg, ist eine Frucht der inneren Erfahrung franzö­sischen Wesens und Geistes, zu der ihn die Jahre der Gefangen­schaft 1914 bis 1920 wie zu einer wunderbaren Fügung und zu­gleich einer notwendig zu bestehenden Prüfung bereit fanden. Er schildert indes nicht die eigenen Erlebnisse, sondern spiegelt sie mit künstlerischem Bedacht in den Geschicken französischer Gefangener in einem holsteinischen Dorf. Dabei entsteht zu­gleich ein kritisch gezeichnetes Bild der Vorkriegsgesellschaft hüben und drüben, das manche Züge enthält, die auf künftige Erschütterungen hindeuten. Durch behutsame Beleuchtung aller auszuräumenden Hemmnisse wird der heilsame Umweg zur deutsch-französischen Verständigung aufgezeigt. Aber es ist nicht deklamatorische Forderung, was dieser Roman vorbringt, sondern lebendiges Sichtbarmachen einer immanenten Wirklich­keit von menschlichen Beziehungen, von der Einsicht des Eros in Geist, Seele, Schicksal und Lebensverhältnisse überall, wo Be­gegnung in einer Atmosphäre stattfindet, die zum einander Nahesein nötigt und dabei die Spannungen nicht ausschließt, sondern anregend und heilsam werden läßt.

Das gleiche Motiv klingt in der ErzählungZwiegesang seli­ger Geister(1944) noch einmal an, nur in anderer Tonart gleichsam, wie sie die Atmosphäre der Kriegsgefangenschaft in Frankreich, die Peters selbst erfahren hat, aber auch ein ganz anderes Moment noch ergibt: die reine Erscheinung und Verkör­perung der Kunst in einem frühvollendeten Zwillingsbrüder­paar. Diese beiden Knaben und jungen Männer, Jaan und Joo­chen, gehören zu den wunderbarsten und ergreifendsten Gestal­ten in der norddeutschen Literatur der jüngsten Jahrzehnte. Sie haben des Geistes und Schicksals von Mozart und Schubert einen Hauch. Die ersten Regungen des Wesens der beiden sich glei­chenden und unzertrennlichen, ebenso zarten wie fest und gerad­linig ihrer Bestimmung zustrebenden Jungen lassen erkennen, daß sieMusik haben in sich selbst, zum Entzücken der musik­begabten, von Musik durch eine schwere Jugend getragenen Mut­ter, zum Kummer des Vaters, eines unmusikalischen, doch in

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