Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1958) Gedichte
Entstehung
Seite
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MÄRZTAG

Immer ist zu krustigen Lagen noch im Garten Schnee gehäuft. Da es aber nun seit Tagen mittags schon vom Dache träuft, wird am Fuß der sonnerwärmten Südwand mit gedämpftem Schrei schmaler Streif der abgehärmten, lenzbereiten Erde frei.

Hält die Erde ihre Kinder

sorglich noch im Schlafgemach, macht doch lockender und linder Vogelruf den Fürwitz wach.

Kleinen Mädchen, kleinen Glöckchen sagt die Tür kein dräuend Halt. Und im weißen Unterröckchen drängen sie sich durch den Spalt.

Auch die Winterlinge, Buben,

frisch und fruchtrund von Gesicht, hält im Einerlei der Stuben

das Geheiß der Mutter nicht.

Flieht der Winter? Ach, des Wütigen weiße Schleppe regt sich kaum. Doch die Schar der Übermütigen tanzt ihm auf dem Mantelsaum.

Wenn er einmal an der Wende frühe Blüte noch zerstampft, stürzt doch seine Zeit ans Ende. Selig duftet schon und dampft aus der Erde das Vertrauen.

Sie ist unerschütterlich

Grund, das Leben hoch zu bauen. Sie blieb mild und mütterlich.

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