Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1958) Gedichte
Entstehung
Seite
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EINSCHLAFEN

Ich bin das Wild, das eine wilde Meute tief schon ins Dickicht dieser Nacht gehetzt. Laßt ab, Gedanken, von der magern Beute,

> ihr bösen Hunde, laßt mich schlafen jetzt!

Vorbei die Jagd! Nun bin ich eine Blüte,

die stiller schon auf schwarzen Wassern schwimmt. Der Teich war Rettung, der voll Muttergüte

mich in die Wiege guter Träume nimmt.

Nun kann der Teich kaum meine Last noch tragen. Ich werde schwer, die Tiefe schlingt mich ein.

Das Glück der Schwere ist so schwer zu sagen,

die Wonne der Verwandelung zum Stein.

Die Sinne schließen sich vor jeder Kunde,

das wilde, glühnde Herz ist ausgekühlt,

und ich bin Stein, der sinkt und der am Grunde sich in die tiefste, letzte Stille wühlt.

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