MORGENDÄMMERUNG
Erbarmend nahm die Nacht mich ins Geleite, die große, schöne, milde Königin.
Ich wandelte gestillt an ihrer Seite
in selig-dunklen Knabenträumen hin.
Was schreist du, Tag? Was willst du mit dem rohen Gelärm von Pflicht? Was schmähest du mich Knecht? Niedriger Fronvogt! Im Geleit der Hohen
war mir der Dienst verliehen als ein Recht.
Schon malt der Morgen Wolken rote Ränder. Doch die Enteilende bannt das Geschick, solang die Schleppe ihrer Prunkgewänder nachwallend hinfließt unter meinem Blick.
Die jählings kühn gewordenen Lippen schmiegen sich an die Schleppe, die mir schon entglitt.
Du letzter Saum! So führe du verschwiegen
in deinem Rauschen mein Geheimnis mit.
Und während ich noch kniee in Entzücken, seh ich den Tag das marternde Geflecht
der Peitsche schon zu starkem Schlage zücken. Laß ab! Ich füge mich; ich bin ein Knecht.