EwıG
Was kann der sagenhafte Gott uns geben als Trost, wenn alles ins Vergehen treibt? Er sei verworfen! Laßt den Blick uns heben: die Wirklichkeit der ewigen Sterne bleibt.
Doch einmal kann bei heiterem Verweilen mit Freunden in der späten Sommernacht das Grauen des Vergehns dich neu ereilen. Es fiel ein Stern— und da wird laut gelacht.
Da fiel ein Stern!—„Fiel er?“ fragt einer heiter, „es fallen viele Sterne im August.
Was soll uns das?“ und das Gespräch geht weiter, und weiter geht das Lachen und die Lust.
Bedenkt es doch: Was einmal noch erglommen
in einem letzten Streifen fahlen Lichts,
hat auch den Ruf:„Du ewiger Stern!“ vernommen und stürzt nun doch zerstäubend in das Nichts.
Was ist denn ewig? Hin- und hergerissen irrt deine Sicherheit von Ort zu Ort, ist heimatlos und sucht im Ungewissen als neues Obdach sich ein neues Wort.
Und immer stehst du vor verschloßnen Türen, und alle neuen Worte grinsen kalt.
Was willst du weiter durch die Sprache spüren? Es bleibt nur eines noch; doch es ist alt.
So wie die Tür des Vaterhauses alt war,
die, wenn im Sommer jäh Gewitter kam, wenn Buben dich verfolgten, wenn es kalt war, dich, immer offen, ins Geborgne nahm.
Dein heimatloses Ewigkeitsverlangen
bricht in das alte Wort ein, und du meinst,
daß deiner Mutter Arme dich umfangen.
Und wieder sagst du:„Ewiger Gott“— wie einst.
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