EINSAMKEIT
Wieder fühle ich mit heißem Schrecken, wie mein Lebensgarten einsam liegt.
Keine Stelle in den hohen Hecken,
wo man leicht die Zweige seitwärts biegt . und hindurchgeht in den fremden Garten, mit dem Nachbarn still im Dämmerlicht friedevoll von fremden Blumenarten
an den fremden Beeten spricht.
Wie auf hohem Felsen muß ich leben,
wo der Raum umschritten ist im Nu,
Meine unbeengten Blicke schweben
froh am Tage allen Fernen zu.
Doch die Nacht! Nun müßt im Traume lächeln der Gefährte, der im Arm mir liegt.
Seinem nahen, warmen Atemfächeln
bliebe meine Wange hingeschmiegt.
In mir selbst gefesselt und gefangen
steh ich nächtlich an der steilen Wand, beug mich weit in namenlosem Bangen über meines eignen Wesens Rand.
Müßt ihr andern auch euch also neigen? Liegt es unter euch gleich schwarz und leer? Sendet über brückenloses Schweigen
eure brüderliche Stimme her!
125