Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1958) Gedichte
Entstehung
Seite
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GESTÄNDNIS

Wer hat einst als Knabe Steine umgewälzt am Weg und Raine, wem ist das Gefühl vertraut,

aus Geschäftigkeit und Zaudern, heißer Neugier, kaltem Schaudern wunderlich in eins gebraut?

Flachgepreßt in fauliger Nässe wirren Grases Totenblässe,

und Gewürm bewegt sich schwer. Graue, lichtentwöhnte Schläfer, irren ungestalte Käfer

ratlos, aufgestört umher.

Und der Stein, der schwer bewegte, gleicht, da er sich seitwärts legte, rückgeschlagenem Leichentuch.

Wie der Platz am Hochgerichte nachts bei fahlem Mondeslichte liegt die Stätte unterm Fluch.

Flüchtig Spiel der Lebensfrühe ward des Tages stete Mühe, unerbittlich ernst gemeint.

Will ich meinen Grund bebauen, seh ich ihn voll Gram mit grauen Ungeheuern neu besteint.

Dennoch! Diese, jene Blüte reicht ich dar, und eure Güte hat mir freundlich Dank gesagt. Was mir spärlich doch gelungen, ist dem Grauen abgerungen. Einmal, einmal seis geklagt!

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