Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1958) Gedichte
Entstehung
Seite
130
Einzelbild herunterladen

VERSCHLOSSENE TÜREN

Großer Schwung von verborgenen Glocken reißt in den seligen Taumel mich hin.

In jäher Stille, im plötzlichen Stocken jagender Pulse, in Angst und Frohlocken ahnt das Herz einen großen Beginn.

Wunder, o Wunder! Nun soll ich erfahren, was sich den Sinnen und Worten entzieht. Daß es sich hingibt in mein Bewahren,

daß es nach all den verlorenen Jahren endlich, endlich dennoch geschieht!

Stumpfe Ohren, dies leere Schwingen, füllt es mir doch mit dem heiligen Laut! Blöde Augen, euch wirds nie gelingen, Kunde mir von dem Turme zu bringen, der die ewige Stadt überschaut.

Wieder nur hat das Nieermessene

so meine Schwere zu rühren vermocht, wie ein Kind an lange vergessene, eisenbeschlagene, wetterzerfressene, festgerostete Türen pocht.

130