Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1958) Gedichte
Entstehung
Seite
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GEFANGENSCHAFT

Du verflogner Vogel, dränge irren Fluges dich zum Licht: Ach, das beinerne Gestänge knickt die Flügel dir, der Enge entkommst du nicht.

Immer bleibt dem bösen Zwange deines Kerkers eingefügt

diese gleißend-glatte Stange,

die zur Rast mahnt, zum Gesänge, die dich belügt.

Ach, Gesang macht dich zum Narren. Schweigen willst du, nichts mehr sehn? Einmal werden wohl die starren Türen weichen; doch im Harren,

was soll geschehn?

Sieh, da lockt die Stange wieder, die dein Zorn so lange mied. Krall dich an und laß dich nieder; glätte eitel dein Gefieder,

sing noch ein Lied!

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