GEFANGENSCHAFT
Du verflogner Vogel, dränge irren Fluges dich zum Licht: Ach, das beinerne Gestänge knickt die Flügel dir, der Enge entkommst du nicht.
Immer bleibt dem bösen Zwange deines Kerkers eingefügt
diese gleißend-glatte Stange,
die zur Rast mahnt, zum Gesänge, die dich belügt.
Ach, Gesang macht dich zum Narren. Schweigen willst du, nichts mehr sehn? Einmal werden wohl die starren Türen weichen; doch im Harren,
was soll geschehn?
Sieh, da lockt die Stange wieder, die dein Zorn so lange mied. Krall dich an und laß dich nieder; glätte eitel dein Gefieder,
sing noch ein Lied!
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