Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1958) Gedichte
Entstehung
Seite
151
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KLEINE WOLKE IM ABENDROT

Von den lastend schweren Massen schwarzer Wolken mach dich frei, kleines Wölkchen; magst dich fassen und vom Winde treiben lassen! Selig schwebst du nun vorbei.

Wirklichkeit wird nie erreichter Freiheit wunderbarer Traum. Immer loser und erweichter, immer lichter, immer leichter treibst du hin im blauen Raum.

Rote Sonne ist im Sinken, und du bist ihr später Fund. Röte, Reife darfst du trinken, Wolkenrose, und dir blinken Sterne schon im Kelchesgrund.

Eh die Nacht heraufgezogen, kleine Wolke du, vertrau! bist du aufgelöst, verflogen, ohne Spuren aufgesogen

von dem makellosen Blau.

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