VON DER BERUFUNG SCHWEREM DOPPELSINNE
DIE VERSUCHUNG DES HANs BRÜGGEMANN
O Qual des Bildens! Wieder ist die Schneide am spröden Eichenholze abgeglitten, hinfließt mein Blut an Petri Faltenkleide.
Die Linke ist mir hundertfach zerschnitten. Ich hab für müßiger Mönche Augenweide, für Abteseitelkeit genug gelitten.
Und ob ich sorgsam jeden Fehlschnitt meide, starrt überscharf der Zweifel am Gelingen, daran ich täglich mir das Herz zerschneide.—
Ich höre Mönche das Te Deum singen. Zur Weihe steht mein Altar aufgerichtet. O, könnt ich dieses Tages Nahn erzwingen!
»Du kannst es, wenn dein Eigensinn verzichtet auf eine Qual, die du dir selbst ersonnen. Hoch steht dein Werk im Chore aufgerichtet,
der strengen Prüfung ins Gewölb entronnen, und düstre Fenster halten aller Enden mit hehlerischem Zwielicht es umsponnen.
Mußt du denn, Tor, dein gutes Blut verschwenden,
um volle Rundung der Gestalt zu geben, und könntest doch so leicht die Mönche blenden?
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