Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1958) Gedichte
Entstehung
Seite
157
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KLOSTERKIRCHE IN NIEDERALTEICH Ein junger Bruder spielt die Orgel

Schwer und voll und Fundament geworden, breitet er die ersten Klänge hin.

Aber dann: in lichteren Akkorden

drängt schon eines Steigens Anbeginn.

Immer sieht sein innres Aug den schönen, prunkhaft-wirren, bunten Hochaltar. Und er baut ihn noch einmal in Tönen,

und das Übermaß wird schlicht und klar.

Seine junge Inbrunst, fromme Qualen, was er von der heiligen Mutter glaubt, wie es sich in süchtigen Spiralen

an gewundenen Säulen höher schraubt!

Lächelnd halten in beschwingtem Reigen Heilige und Engel sich gefaßt.

Und in ihrem mühelosen Steigen

gilt der Körper fürder nicht als Last.

Aus Gestaltenfülle hoch von beiden Seiten greifen Arme in den Raum. In der Richtung stetem Überschneiden

steigt der Blick und weiß sein Steigen kaum.

Die Musik folgt in barocken Böen

erst noch zögernd diesem kühnen Schwung, und wird leiser in den höhern Höhen;

denn dem Bruder bangt, und er ist jung.