VOM DUNKLEN GRUNDE
Bruder Wald, mit den geheimsten Steigen warst du mir am Tage nah und eigen. Aber da die Nacht begann,
steht dein ferner Rand in anderm Zeichen. Wie aus nie betretenen Bereichen
weht ein fremder Hauch mich an.
Und die Sprache hat sich doch am Tage gleich gefüg zur Frage und zur Sage hold in mein Geheiß geschickt.
Ihre Ordnung, der ich blind vertraute, wird ein dunkles Dickicht wirrer Laute, das Gestalt und Bild erstickt.
Plötzlich löst, die Schöpfung zu erneuen, aus der Schwärze mit den sichernd-scheuen Schritten drüben sich— ein Reh,
daß ich mich vor ihm als der Erlöste unvergänglicher Gestalt getröste,
wenn ich durch mein Bangen geh.
Schauer, die vom Rand herüberwehen
unsrer Sprache, werden still und stehen
milde über dem Gefild.
Auf dem dunklen Grund, vor dem mir graute, leuchtet scheu und schön das nie geschaute, das gedichtete Gebild.
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