HERD UND ALTAR
Sprache, du Herd! Freundliche Mitte dem Hause! Schön ist der Raum von flackerndem Schein rings erhellt. Alle Geborgenen horchen dem hohlen Gebrause nächtlichen Sturms. Ihrem Kreis ist der Friede gesellt. Beute des Tages, Gedanken, die glückhaft gefundenen, kühnlich erjagten auch, werden zur Sprache gebracht, bräunen an ihrer Glut, und die traulich Verbundenen lassen sich’s munden und lauschen gestillt in die Nacht.
Sprache, Altar du auf Bergen! Es bricht der Verirrte taumelnd bei Nacht in geweihte Bezirke ein.
Leuchtende, lockende, sengende, falterumschwirrte Flamme loht auf dem einsamen Opferstein.
Und der Verirrte spürt dieser Flamme Verlangen,
und er befreit seine Seele von lastender Fracht:
Stumme Verzückung und Leid und das heimliche Bangen, alles wird als ein Opfer zur Sprache gebracht.
Wehe, Wolken und Nebel! Vom hoffnungslosen Himmel fällt Kälte. O Zuspruch der Sterne du, bleib! Freundliche Glut verkehrt sich in tückisches Glosen, grausig vom Altar wälzt sich ein Lindwurmleib. Schwefliger Qualm bedrängt des Opfernden Odem, kriecht am Boden dahin, fort in die heillose Nacht. Und dem Verzweifelnden kündet der stickige Brodem: Siehe, verworfen ist, was du zur Sprache gebracht.
Auf die verwesende Gabe stürzt sich die Fäule. Ekel und Gram! Komm doch, du andere Nacht, da das Opfer in stetig wachsender Säule
bläulichen Rauches dem zusteigt, dem es gebracht, da die Gabe der Armut, begnadet, erlesen,
in Fülle heimkehrt an ihren ewigen Ort,
dorthin, wo Wesen ist, wo es im Anfang gewesen, wo es bei Gott wieder wohnt. Denn er ist das Wort.
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