Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1958) Gedichte
Entstehung
Seite
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Der TEıcH

Spiegel zu sein ist mir aufgegeben, Bilder zu fassen mir Mühe und Glück. Blaue Höhe, drin Wolken schweben, reich ich in Tiefe verwandelt zurück.

Nur wenn den obern Unendlichkeiten Antwort gibt meine Welt ohne Grund,

läßt sich der Schöpfung ein Brautfest bereiten, fügen sich Hälften zum seligen Rund.

Kind, darum lasse dein Spiel dir verweisen: Steinwurf, um den die Fontäne sich hebt, Wellengekräusel mit wachsenden Kreisen, das von der Mitte zum Rande strebt!

Über verzerrte Bilder huscht trüber Schauer; ein Hauch klagt:Vergeh! Unbesonnenes Kind, geh vorüber;

spiel mit dem Spiegel nicht! Es tut mir weh.

Unter dem fordernden, unbestechlichen Auge des Richters unserer Welt

ist meine Schwäche allein dem zerbrechlichen Bilde der Gänze als Wächter bestellt.

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