Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1958) Gedichte
Entstehung
Seite
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SONNENUNTERGANG 1. Gefängnis

Sieh die Sonne, die im Niedergehen

rot durch düstre Wolkenstreifen loht! Kannst du nun dein Zagen noch verstehen? Leicht in lichten Flocken will vergehen, löst sich auf, was dunkel dich bedroht.

Hüte dich! Die Freiheit will dich narren, und ihr feierlich Versprechen lügt. Jählings im Ergrauen und Erstarren werden Wolkenstreifen Eisenbarren, stehn die Gitterstäbe neu gefügt.

Wähnst du, daß im Wachdienst dein Verhängnis je ein Sonnenuntergang beirrt?

Geh zurück in Enge und Bedrängnis,

in die unbestechliche Gefängnis!

Schlösser kreischen, und die Kette klirrt.

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